Wenn die Diagnostik Patienten zum Strahlen bringt

Dr. Susanne Gallus

In Deutschland erreichen oder überschreiten mehr als 141.000 Patienten die 100 mSv-Grenze. In Deutschland erreichen oder überschreiten mehr als 141.000 Patienten die 100 mSv-Grenze. © iStock/lavizzara

Die CT spielt in der Diagnostik und Therapiekontrolle bei Krebserkrankungen eine wichtige Rolle. Summieren sich die Untersuchungen, muss man aber die Strahlenbelastung für den Patienten im Auge behalten.

CT und MRT kommen in der Ausbreitungsdiagnostik beim metastasierenden Melanom zum Einsatz. Auch manche Studien­protokolle fordern CT-Untersuchungen während der adjuvanten Therapie des metastasierenden Melanoms – im Stadium IIC/III teils in dreimonatigen Abständen. Prof. Dr. Axel Hauschild von der dermatologischen Onkologie der Universitätshautklinik Kiel rät, das MRT dem CT vorzuziehen, wo immer dies möglich ist.

Grund für die Zurückhaltung ist die Strahlenexposition. Als Grenzwert für eine potenziell kanzerogene Belastung wird eine Gesamtdosis von 100 mSv (Millisievert) über einen Zeitraum von fünf Jahren angegeben. Ein diagnostisches Thorax-CT schlägt im Allgemeinen mit einer Dosis von 6–7 mSv zu Buche, für das Abdomen müssen 8–10 mSv und für das Ganzkörper-CT 20 mSv einge­plant werden. Variieren kann die Belastung je nach Fragestellung, Alter des Gerätes und BMI des Patienten.

Strahlenbelastung in den Leitlinien wenig beachtet

Optimistisch geschätzt kann man sich also in einem Fünf-Jahres-Zeitraum maximal fünf normale Ganzkörper-CTs „leisten“, ohne die potenziell kanzerogene Dosis zu überschreiten, warnt Prof. Hauschild. Man geht davon aus, dass sich die Wahrscheinlichkeit eines radiogen induzierten Tumors pro 1 Sv bei Erwachsenen um 5 % und bei Kindern um 15 % erhöht. Insbesondere bei jüngeren Patienten bietet das MRT also deutliche Vorteile. Bleibt das CT die einzige Option, sollte die Low-Dose-Variante gefahren werden. Denn diese bringt es bei einer Ganzkörperuntersuchung auf eine Strahlenbelastung von 2–4 mSv und liegt damit deutlich unter der normalen Version.

Viele nicht-radiologisch tätige Ärzte unterschätzen die Risiken, so das Fazit von Prof. Hauschild. In Deutschland erreichen oder überschreiten immerhin mehr als 141.000 Patienten die 100 mSv-Grenze. Auch in der deutschen S3-Leitlinie würde der Strahlenbelastung durch CT-Scans bisher nur wenig Bedeutung beigemessen. Besonders im Bereich des initialen Stagings von Patienten mit metastasierendem Melanom wären daher klare Angaben zum besten Vorgehen wünschenswert – sowohl was die Strahlenbelastung anbelangt als auch hinsichtlich einer einheitlichen Kostenregelung. Diesbezüglich ist auch die PET-CT ein Thema.

In Deutschland wird sie beim metastasierenden Melanom nicht im Erstattungskatalog geführt. Was bleibt, sind Einzelfallanträge und ein regional unterschiedliches Vorgehen. Prof. Hauschild ist allerdings der Meinung, dass auch diese CT-Variante Spezialfällen vorbehalten bleiben sollte – und dann am besten als Low-Dose-CT.

Kongressbericht: 15. Dermatologie-Update-Seminar

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In Deutschland erreichen oder überschreiten mehr als 141.000 Patienten die 100 mSv-Grenze. In Deutschland erreichen oder überschreiten mehr als 141.000 Patienten die 100 mSv-Grenze. © iStock/lavizzara