
Wenn es trüb wird in der Hornhaut

Das Primärsymptom der Pseudomonas-Keratitis ist die verstärkte konjunktivale Injektion, die von allmählich zunehmenden Schmerzen und einem Fremdkörpergefühl begleitet wird. Die Infiltrate in der Hornhaut führen zu einer Visusminderung bei erhöhter Lichtempfindlichkeit, erklärt Dr. Ronald Gerste, Augenarzt im US-amerikanischen North Potomac.
Vielfach bildet sich bereits frühzeitig eine glatt begrenzte Eiteransammlung mit Spiegelbildung in der Vorderkammer (Hypopyon). Typisch für die Pseudomonas-Keratitis ist eine nekrotisierende Inflammation mit milchglasartiger Trübung der umgebenden Hornhaut. Bei unzureichender Behandlung entwickelt sich ein korneales Ulkus und eventuell ein ringförmiger Abszess. Aufgrund des sich rasch ausbreitenden Infiltrats droht eine frühzeige Hornhautperforation. Anhand der Spaltlampenuntersuchung lässt sich die korneale Pseudomonas-Keratitis oft nicht von anderen mikrobiellen Entzündungen differenzieren. Deshalb wird zur Erregerbestimmung häufig eine Probenentnahme mit Keimkultur benötigt.
Gefährliche Linsen
Zu langes und nächtliches Tragen von Kontaktlinsen erhöht das Risiko für eine mikrobielle Keratitis um das 3,4- bis 15-Fache. Bei schlechter Hygiene und dem Verzicht auf das Händewaschen steigt die Gefahr um das 3,6- bis 11-Fache. Beim Schwimmen mit Linsen oder dem Bezug der Sehhilfen im Internet nimmt die Gefährdung um rund das Fünffache zu.
Die Kontaktlinsenanamnese führt häufig zur Fehlannahme einer Akanthamöbenkeratitis. Tatsächlich ist eine Abgrenzung nicht immer einfach und wenn der Verdacht sich bestätigt, kann eine Koinfektion mit Pseudomonaden vorliegen. Deshalb sollten PCR, In-vitro-Kultivierung, Histologie und konfokale Mikroskopie parallel durchgeführt werden.
Um bleibende Schäden zu verhindern, muss die Pseudomonas-Keratitis umgehend behandelt werden, ohne auf die Ergebnisse von PCR und Kultur zu warten. Bei Infiltraten ist sofort die Gabe eines Breitspektrum-Antibiotikums indiziert, das gegen grampositive und -negative Erreger wirkt. Erster Schritt ist die topische Anwendung von Chinolonen. Trotz weitverbreiteter Resistenzen liegt die Ansprechrate für diese Wirkstoffgruppe weltweit noch bei rund 80 %. Als Alternative bei mangelndem Effekt könnte sich Meropenem eignen.
Ciprofloxacin zur systemischen Anwendung geignet
Schwere Befunde oder ein zentraler Korneabefall erfordern die Applikation von antibiotischen Augentropfen. In der Akutphase sollte dies alle 15 Minuten, eventuell sogar alle fünf Minuten erfolgen, danach wird auf eine stündliche Anwendung übergegangen. Statt der topischen Anwendung kommt eine Depotinjektion in Betracht. Bei einer Infiltration der Vorderkammer und erst recht des Glaskörpers ist eine systemische Antibiotikatherapie indiziert. Dazu eignet sich z.B. Ciprofloxacin. Bei schweren Infektionen präferiert Dr. Gerste Ceftazidim in Verbindung mit einem Betalaktamasehemmer. Der Nutzen einer adjuvanten Behandlung mit Steroiden wird noch kontrovers diskutiert. Sie kommt am ehesten bei zentralen Hornhautinfiltraten in Betracht, die die Sehachse beeinträchtigen und sich nach mindestens zwei- bis dreitägiger antiinfektiver Lokaltherapie gebessert haben.
Quelle: Gerste RD. Z prakt Augenheilkd 2023; 44: 472-476
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