Sonnenbrand auf dem Auge: Keratitis solaris erkennen, behandeln und verhindern

Friederike Klein

Eine gute Sonnenbrille ist Pflicht beim Besteigen schneebedeckter Berge. Eine gute Sonnenbrille ist Pflicht beim Besteigen schneebedeckter Berge. © iStock/ueuaphoto

Während einer Bergtour war einem Patienten die Sonnenbrille zerbrochen. Seine Tour setzte er dennoch fort. Am Abend klagt er über stark schmerzende, tränende und geschwollene Augen. Diese Beschwerden lassen sich einfach lindern und die Keratitis solaris heilt von allein wieder ab.

Schneeblindheit tut weh. Sehr sogar. Hauptursache der Keratitis solaris, auch Verblitzung genannt, ist die UV-Strahlung, insbesondere kurzwellige und energiereiche UV-B-Strahlen. In großen Höhen steigt die Strahlung pro 1 000 Höhenmeter um ca. 15 % an, erläutert Dr. Michaela­ Brandl­, Augen­ärztin in Wasserburg am Inn. Bei wolkenverhangenem Himmel ist sie vermindert, bei Reflexion durch Eis und Schnee um bis zu 85 % erhöht.

Schützt man seine Augen nicht ausreichend vor starker Strahlung, kommt es innerhalb von fünf Stunden zu einem Anschwellen der Zellen der Hornhaut und zur Apoptose, erkennbar an vielen kleinen Defekten, die sich mit Fluorescein angefärbt in der Spaltlampenuntersuchung als Hornhautstippen zeigen. Typische Symptome sind Konjunktivitis mit Bindehauthyperämie, starker Tränenfluss, geschwollene Augenlider, starkes bis unerträgliches, schmerzhaftes Fremdkörpergefühl, Blepharospasmus, verschwommenes Sehen und starke Blendempfindlichkeit.

Das Richtige für hoch hinaus

Das Wichtigste ist die Prävention, betont Dr. Brandl. Auf diese Punkte sollte man bei einer guten Sonnenbrille für Schnee-, Berg- und Gletschertouren in großer Höhe achten:
  • UV 400
  • CE-Zeichen
  • ISO 12312-1
  • Filterkategorie 3 oder 4 (82–92 % bzw. 92–97 % Tönung) wählen. Achtung: Kategorie 4 verbietet die Teilnahme am Straßenverkehr!
  • ein hoher Lichtdämpfungswert (z.B. 75, d.h. nur 25 % des Lichts werden durchgelassen) sagt nichts über den UV-Schutz aus
  • Sonnenbrillen von namhaften Brillenherstellern verwenden
  • auf guten Sitz mit zusätzlichem Lichtschutz von der Seite und von oben achten
  • da es keine Garantie für einen guten UV-Schutz gibt, im Zweifel einen Optiker die UV-Absorption der Gläser messen lassen
  • eine Ersatzsonnenbrille mitnehmen
Im Notfall könne auch eine Rettungs­decke gute Dienste leisten, ergänzt die Autorin. Diese lässt nur 1 % der UV-B-Strahlung durch, aber bis zu 8 % des sichtbaren Lichts. Damit schütze sie vor UV-B und gebe ausreichend Sicht für ein mögliches Fortsetzen der Tour oder Absteigen.

Die Anamnese ist wegweisend. Personen, die mit stark geröteten und schmerzenden Augen abends oder nachts nach einer Tour im Schnee oder auf dem Gletscher kommen und berichten, keine Sonnenbrille getragen zu haben, leiden höchstwahrscheinlich unter einer Keratitis solaris. Mit pflegender Augensalbe und Schmerzmitteln sollten sich die Beschwerden innerhalb von 24 Stunden deutlich bessern – wenn nicht, gilt es, Differenzialdiagnosen augenärztlich abzuklären. Die Schneeblindheit heilt in der Regel nach 24–48 Stunden folgenlos ab. Die verminderte Sehschärfe kann jedoch bei mehrtägigen Bergtouren zum Problem werden. Unter Umständen sollten Betroffene vor einem schwierigen Abstieg eine Besserung abwarten, betont Dr. Brandl. Für eine topische Therapie reicht normalerweise eine pflegende Augensalbe, beispielsweise mit Dexpanthenol, aus. Antibiotikahaltige Salben oder Tropfen sind meist nicht notwendig und vor gentamycinhaltigen Präparaten warnt die Augenärztin ausdrücklich: Sie gelten als hornhauttoxisch. Analgetika können die starken Schmerzen und Lidspasmus bekämpfen.

Lokalanästhetika nie dauerhaft anwenden!

Eine lokale Anästhesie eignet sich höchstens für eine Untersuchung oder den Bergabstieg, die Schmerztherapie sollte oral erfolgen. Bei dauerhafter, unkontrollierter Anwendung von Lokalanästhetika kann es zu einer verzögerten Wundheilung und Hornhauterosionen, Narbenbildung bis hin zu Hornhautperforationen kommen! Kalte Umschläge empfinden Betroffene als angenehm.

Quelle: Brandl M. „Keratitis solaris – Prävention, Diagnostik und Therapie der UV-bedingten Augenerkrankung“, Flug u Reisemed 2020; 27: 10-13; DOI: 10.1055/a-1079-8362 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York

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Eine gute Sonnenbrille ist Pflicht beim Besteigen schneebedeckter Berge. Eine gute Sonnenbrille ist Pflicht beim Besteigen schneebedeckter Berge. © iStock/ueuaphoto