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Blind durch Kontaktlinsen: Mit Verdacht auf mikrobielle Keratitis sofort zum Augenarzt!

Eine häufige Augenerkrankung, die bei verschleppter Behandlung das Sehvermögen rauben kann, ist die mikrobielle Keratitis. Verdacht schöpfen sollten Kollegen bei allen Kontaktlinsenträgern mit schmerzhaft gerötetem Auge, schreiben Syed M. Shahid, Ophthalmologe am Moorfields Eye Hospital in London, und Kollegen. Auch Photophobie, Lidschwellung und verringertes Sehvermögen können auf eine mikrobielle Keratitis hinweisen, ebenso vermehrtes Augentränen (Risikofaktoren siehe unterer Kasten).
Risikofaktoren einer mikrobiellen Keratitis
- mangelhafte Handhygiene
- weiche Kontaktlinsen
- langes bzw. nächtliches Linsentragen
- männliches Geschlecht
- Nikotinabusus
- falsche Aufbewahrung der Linsen (z.B. Leitungswasser)
- ungünstige Augenoberfläche (z.B. Blepharitis)
Bis die Beschwerden komplett weg sind: Brille tragen
Allerdings darf die klinische Diagnostik nicht die Therapie verzögern, warnen die Autoren. Patienten mit Verdacht auf mikrobielle Keratitis muss ein Ophthalmologe noch am selben Tag notfallmäßig untersuchen, damit das Sehvermögen erhalten bleibt. Die häufigsten Auslöser der mikrobiellen Keratitis sind Pseudomonaden, gefolgt von Staphylokokken, Streptokokken, Pilzen und Parasiten. Als Gegenmittel empfehlen die Kollegen eine Kombination aus einem Fluorchinolon und einem schmerzlindernden Mydriatikum. Auf seine Linsen muss der Patient verzichten, bis sämtliche Beschwerden verschwunden sind. Etwa 5 % der mikrobiellen Keratitisfälle bei Kontaktlinsenträgern werden durch Akanthamöben ausgelöst. Besonders parasitengefährdet sind Menschen, deren Augen mit Erde oder kontaminiertem Wasser in Kontakt kommen. Allerdings nimmt die Zahl der so Infizierten zu, wahrscheinlich weil immer mehr Menschen mit Linsen schwimmen oder duschen. Als typisch für diese Form der Hornhautentzündung gilt ein ringförmiges Infiltrat in der Kornea. Betroffene müssen schon im Verdachtsfall über mehrere Monate antimikrobiell behandelt werden.Verletzungen der Lidinnenseite durch Silikon-Hydrogel-Linsen
Eine weitere Erkrankung, die gigantopapilläre Konjunktivitis, bildet sich vor allem während des Tragens von Silikon-Hydrogel-Linsen. Auslöser ist wahrscheinlich eine Verletzung der Innenseite des Augenlids durch die Linse. Dadurch kommt es zu einem verstärkten Tränenfluss mit okulärer Rötung, Juckreiz und mukoider Sekretion. Beim Umstülpen des Oberlids sieht man die namensgebenden Riesenpapillen. Die Therapie erfolgt mit topischen Mastzellstabilisatoren, in schweren Fällen mit topischen Steroiden. Erneutes Linsentragen ist erst nach Abheilung der Symptome erlaubt. Korneale Abrasionen entstehen meist beim Entfernen der Kontaktlinse – vor allem wenn diese besonders eng anliegt. Betroffene klagen häufig über ein Fremdkörpergefühl oder leichte Schmerzen. Durch Anfärben mit Fluorescein-Augentropfen lässt sich die korneale Läsion sichtbar machen. In jedem Fall muss eine Infektion ausgeschlossen werden, die sich an kornealen Infiltraten erkennen lässt. Zur Therapie kornealer Abrasionen empfehlen die Autoren topische Fluorchinolone (z.B. Ofloxacin, Levofloxacin). Sie kommen eine Woche lang viermal täglich zum Einsatz.Reizende Linse
Oberer Fornix als beliebtes Versteck
Mit einem Fremdkörpergefühl melden sich auch unter dem Oberlid „verlorene“ Kontaktlinsen – oder Fragmente versehentlich gerissener Sehhilfen. Typischerweise hat der Patient seine Linse nicht oder nur teilweise gefunden, als er sie herausnehmen wollte. Versteckte Kontaktlinsen befinden sich meist im oberen Fornix und zeigen sich beim Hochklappen des Oberlids. Nach dem Entfernen der Linse bzw. der Bruchstücke muss man eine korneale Abrasion durch Anfärben der Kornea ausschließen.Quelle: Shahid SM et al. BMJ 2019; 367: l6337; DOI: 10.1136/bmj.l6337
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