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Wenn gesunde Ernährung in die Essstörung führt

Während ein Teil der Bevölkerung immer dicker und dicker wird, gibt es auch jene Menschen, die sich möglichst gesund ernähren wollen. Aus Angst, krank zu werden, verzichten sie auf industriell verarbeitete Lebensmittel und meiden ganze Nährstoffgruppen. Das ökonomische Potenzial dahinter haben die Großkonzerne längst erkannt und ein entsprechendes Marktangebot geschaffen, erklärte Dr. Martin Greetfeld, Psychiater an der Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee.
Zahlen zur Prävalenz lesen sich in der Literatur sehr unterschiedlich. Auf Basis einer aktuellen Telefonumfrage schätzen sie Forscher hierzulande auf etwa 7 %. Dabei gab ein Großteil der Befragten an, zwar nicht initial abnehmen zu wollen, sich aber zunehmend restriktiver zu ernähren. Dies kann laut Dr. Greetfeld zu einem fortschreitenden Gewichtsverlust bis hin zur Mangelernährung führen. In Einzelfällen droht sogar eine Anorexie.
Der Experte ordnet den „Drang zur gesunden Ernährung“ irgendwo zwischen Ess- und Zwangsstörungen ein (s. Kasten). Wie bei Essstörungen spielen für Betroffene die Themen Selbstwert und Kontrolle eine zentrale Rolle. Ebenso seien Essrituale von großer Bedeutung. Zwanghaftes Verhalten lässt sich bei der Orthorexie gut beobachten. Patienten berichten von extremen Ängsten um ihre Gesundheit, erlegen sich eine Reihe von Essritualen auf und versuchen so, eine innere Spannung zu regulieren. Als eigenständige Krankheit würde Dr. Greetfeld die Orthorexie aber nicht bezeichnen. Er versteht das Verhalten eher als Einstieg in eine mögliche Essstörung.
So gesund und doch so problematisch
- Fixierung auf „gesunde“ Ernährung
- ständige Klassifizierung in gesund vs. ungesund
- fehlende Balance in der Lebensmittelauswahl
- Rituale bei Nahrungszubereitung
- Selbstbestrafung bei Abweichung
- Angst vor Kontrollverlust über Lebensmittelreinheit bzw. dadurch zu erkranken
- Unfähigkeit, Genuss zu empfinden
- soziale Isolation, eingeschränkte Lebensqualität
Quelle: Kongressbericht, 19. Interdisziplinärer Kongress für Suchtmedizin
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