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Wer wagt, gewinnt!
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Die intrakranielle Thrombektomie ist die Standardtherapie des ischämischen Hirninsults, wenn eine mechanische Entfernung des Gerinnsels möglich erscheint und das Einsetzen der Symptome nicht mehr als sechs Stunden zurückliegt. Wie gut die Chancen in Einzelfällen auch nach einem größeren Zeitfenster sein können, belegt das Beispiel einer 36-jährigen Frau. Sie wurde mit Dysarthrie, rechtsseitiger Hemiparese und einem NIHSS*-Wert von 10 Punkten ins Krankenhaus eingeliefert.
Computertomographisch zeigte sich eine Okklusion des linken Mediahauptstamms mit relativ guter Kollateralisierung und einem Mismatch inklusive verzögerter Perfusion. Eine systemische Lysetherapie war wegen des schon 17 Stunden zurückliegenden Symptombeginns und der bereits einsetzenden Infarktdemarkierung nicht mehr möglich, schreiben Prof. Dr. Axel Wetter von der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Asklepios Klinikum Harburg und Kollegen. Deshalb entschieden sich die Autoren nach interdisziplinärer Diskussion für eine intrakranielle Thrombektomie.
Einmalige Aspirations- thrombektomie genügte
Über einen inguinalen Zugang wurden die A. carotis communis sondiert und ein Aspirationskatheter in der linken A. cerebri media platziert. Die digitale Subtraktionsangiographie bestätigte den in der CT gesehenen Mediaverschluss. Mit einer einmaligen Aspirationsthrombektomie ließ sich die gesamte Strombahn bis auf kleinere Äste im Infarktkerngebiet reperfundieren. Dies gelang komplikationslos: Die postinterventionelle CT lieferte keinen Hinweis auf eine Hämorrhagie. Die MRT am nächsten Tag ergab eine FLAIR-Hyperintensität und Diffusionsrestriktion bei einem akuten Insult in den Stammganglien und der linken Capsula externa.
Die Autoren vermuten, dass der Schlaganfall durch einen embolischen Gefäßverschluss ausgelöst wurde. Sie konnten aber weder einen Vorhofseptumdefekt noch eine andere Quelle identifizieren. Auch die Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien lieferte keinen pathologischen Befund. Seltene Schlaganfallursachen wie Gerinnungs- und Stoffwechselstörungen wurden ebenfalls ausgeschlossen.
Der klinische Zustand der jungen Patientin besserte sich rasch. Sie konnte bereits eine Woche nach dem Eingriff mit einem NIHSS-Wert von 0 Punkten aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Die Indikation zur mechanischen intrakraniellen Thrombektomie bei der 36-jährigen Patientin stufen die Autoren als Grenzfall ein – wegen des langen Intervalls seit Symptombeginn und der bereits vorhandenen, wenn auch geringen Infarktdemarkierung. Aufgrund des jungen Alters und der fehlenden Alternativen entschlossen sie sich dennoch dazu, um die drohende Progression des Infarktareals zu verhindern. Sie waren sich dabei der möglichen Gefahren, Blutung und Reperfusionsschaden, bewusst.
* National Institutes of Health Stroke Scale
Quelle Text und Abb.: Wetter A et al. Hamburger Ärzteblatt 2021; 75: 32-33 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg
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