Wie sich die GINA-Empfehlung zur Bedarfstherapie umsetzen lässt

Die Monotherapie mit SABA ist out, konstatierte Prof. Dr. ­Anneke ten ­Brinke vom Medical Center Leeuwarden. Ein Grund für die Abkehr von kurz wirksamen Beta-2-­Mimetika als initialer Bedarfsmedikation bei Asthma ist die Zunahme der Exazerbationen. Hinzu kommt eine erhöhte Mortalität bei SABA-Übergebrauch.¹ Letzteres liegt weniger an Nebenwirkungen der SABA, meinte Prof. ten Brinke. Eher fehle bei dieser Behandlungsstrategie die antiinflammatorische Komponente der inhalativen Kortikosteroide. Zudem werde bei häufigem Gebrauch der Bedarfsmedikation eine adäquate Intensivierung der Therapie zur Kontrolle des Asthmas verzögert.

GINA empfiehlt unabhängig vom Schweregrad des Asthmas für die Bedarfsmedikation eine antiinflammatorische Strategie. Denn schon in Stufe 1 und 2 des GINA-Therapieschemas, also auch bei mildem Asthma, ist die kombinierte Bedarfsmedikation aus niedrig dosiertem ICS und Formoterol gegenüber einem SABA von Vorteil und reduziert das Risiko schwerer Exazerbationen.²

Neulingen das SABA-Spray gar nicht erst anbieten

In der Praxis empfiehlt Prof. ten Brinke, allen Patientinnen und Patienten mit Asthma, die erstmals eine Bedarfsmedikation erhalten, die Kombination ICS/Formoterol zu verordnen. Das habe den Vorteil, dass sie sich gar nicht erst an den schnellen Griff zum SABA-Spray gewöhnen. Um den Betroffenen zu zeigen, dass ICS/Formoterol ihre Beschwerden lindert, rät Prof. ten Brinke zunächst zur kontinuierlichen zweimal täglichen Anwendung über drei Monate. Denn wenn die Betroffenen erst einmal erlebt hätten, dass die Kombination zuverlässig wirkt, setzen sie sie danach erfahrungsgemäß tatsächlich nur bei Bedarf ein.

Es empfiehlt sich, mit der Umstellung der Bedarfsmedikation von SABA auf ICS/Formoterol bei jenen Patientinnen und Patienten zu beginnen, die SABA häufig einsetzen, so Prof. ten Brinke. Häufig bedeute in diesem Zusammenhang mehr als ein- bis zweimal am Tag bzw. so oft, dass pro Jahr mehr als drei Verordnungen nötig sind. Für diese Patientengruppe sei die antiinflammatorische Strategie besonders relevant. Ein guter Zeitpunkt für den Start bietet sich ggf. direkt im Anschluss an eine Notfallbehandlung aufgrund einer akuten Exazerbation. Wichtig sei in jedem Fall, dass nicht parallel zu ICS/Formoterol zusätzlich ein SABA verordnet werde.
Vollkommen vom Tisch ist die SABA-Bedarfsmedikation aber dennoch nicht, führte Prof. ten Brinke aus. Denn noch sei ICS/Formoterol als Fixkombination nicht überall für die Behandlung von mildem Asthma zugelassen beziehungsweise erstattungsfähig. Doch es gibt Alternativen:

• GINA verweist auf die Möglichkeit, bei jeder SABA-Anwendung zusätzlich ein ICS zu inhalieren, auch wenn das mit der Anwendung von zwei verschiedenen Devices einhergeht.
• Die S2k-Leitlinie ergänzt als weitere Option eine Dauertherapie mit niedrig dosiertem ICS und SABA bei Bedarf für Stufe 1.
• Zudem nennt die S2k-Leitlinie ebenso wie die aktuelle Nationale VersorgungsLeitlinie in Stufe 1 neben niedrig dosiertem ICS plus Formoterol weiterhin auch SABA als eine Option für die Bedarfstherapie.

Quellen:
1.    Nwaru BI et al. Eur Respir J 2020; 55: 1901872; doi: 10.1183/13993003.01872-2019
2.    Krings JG, Beasley R. J Allergy Clin Immunol Pract 2024; 12: 870-879; doi: 10.1016/j.jaip.2024.01.011

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