Wie sich zu viel Zucker auf das Gehirn auswirkt

Dr. Anna-Lena Krause

Rund 80 % der industriell erzeugten Lebensmittel enthalten Zucker, einen Grenzwert nach oben gibt es nicht. Rund 80 % der industriell erzeugten Lebensmittel enthalten Zucker, einen Grenzwert nach oben gibt es nicht. © Inna Tarasenko/Getty Images

Schlecht für die Zähne, schlecht für die Figur, aber auch schlecht für das Gehirn: Wer langfristig zu viel Zucker konsumiert, schädigt seine grauen Zellen. Prof. Dr. Frank Erbguth verrät, was das aus neurologischer Sicht bedeutet.

Ohne Zucker funktioniert das Gehirn nicht. Um sich besser konzentrieren zu können, greifen viele zu Traubenzucker, Cola oder Energydrinks. Doch „so einen direkten Boost des Gehirns hat die Evolution nicht vorgesehen“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth im Podcast O-Ton Allgemeinmedizin. Er ist Neurologe, Psychiater, Psychologe und Präsident der Deutschen Hirnstiftung e. V. mit Sitz in Berlin.

Auch ohne Diabetes lässt eine Limonade den Blutzuckerspiegel rapide in die Höhe schießen. Durch einen Selbstversuch seines Sohnes weiß Prof. Erbguth, dass ein Glukosesensor „ganz aufgeregt piept“, nachdem das süße Getränk den Magen erreicht hat. Auf ein kurzes Hoch folgt der sogenannte Zuckercrash: „Sie werden unkonzentrierter und auch ein bisschen ängstlicher.“

Das Gehirn wird durch zu viel Süßes also schnell überfordert. Es reagiert mit Entzündungen und einer gestörten Signalübertragung. Langfristig erhöht sich das Risiko für Depressionen, Schlaganfälle und neurodegenerative Erkrankungen. In den letzten Jahren hat die Erforschung des Zusammenhangs zwischen dem Zuckerstoffwechsel und der Alzheimerdemenz große Fortschritte gemacht. So wurde entdeckt, dass das Insulin-degrading enzyme nicht nur das namensgebende Peptidhormon spaltet, sondern auch das Beta-Amyloid, welches in der Pathogenese der Erkrankung eine wichtige Rolle spielt.

Indirekt fördert übermäßiger Zuckerkonsum die Entstehung neurologischer Erkrankungen, indem er das Mikrobiom verändert. Als Beispiele nennt Prof. Erbguth die Parkinsonerkrankung und die Multiple Sklerose.

Rund 80 % der industriell erzeugten Lebensmittel enthalten Zucker, einen Grenzwert nach oben gibt es nicht. Daher ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten und seinen Konsum auf ein vernünftiges Maß zu beschränken. „Mit einer Flasche Cola ziehen Sie sich 25 Zuckerwürfel rein. Wenn man Ihnen die auf dem Teller vorlegt, würden Sie empört ablehnen“, verdeutlicht Prof. Erbguth das Problem. Hierzulande liegt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei rund 30 kg – fast doppelt so viel, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung maximal empfiehlt. Über 30 Länder haben längst die Notbremse gezogen und eine Zuckersteuer eingeführt. Ob unser Podcast-Gast sich diese Maßnahme auch für Deutschland vorstellen kann und welches Nasenspray man gegen die Alzheimerdemenz einsetzen will, erfahren Sie in der aktuellen Folge von O-Ton Allgemeinmedizin.

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Rund 80 % der industriell erzeugten Lebensmittel enthalten Zucker, einen Grenzwert nach oben gibt es nicht. Rund 80 % der industriell erzeugten Lebensmittel enthalten Zucker, einen Grenzwert nach oben gibt es nicht. © Inna Tarasenko/Getty Images