Wie tief können Sie palpieren? Ultraschall als „erweiterten Finger“ zur Diagnostik früher Gelenkveränderungen einsetzen

Dr. Andrea Wülker

Bei dieser frühen RA bildete sich ein echofreier Saum um eine Sehne im Längsschnitt. Die hohe entzündliche Aktivität lässt sich anhand der Hyperperfusion (*) deutlich erkennen. Bei dieser frühen RA bildete sich ein echofreier Saum um eine Sehne im Längsschnitt. Die hohe entzündliche Aktivität lässt sich anhand der Hyperperfusion (*) deutlich erkennen. © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach

Mal eben den Schallkopf aufs schmerzhafte Gelenk halten und eine rheumatoide Arthritis diagnostizieren – so leicht ist es nun auch wieder nicht. Doch wer klassische Befunde kennt, kann besonders in frühen Stadien vom Sono profitieren.

Nach wie vor beginnt die rheumatologische Diagnostik mit der sorgfältigen klinischen Untersuchung. Doch gerade bei kurzem Verlauf und nicht eindeutiger Klinik kann die Gelenksonographie dem Rheumatologen Sicherheit bieten. Der Schallkopf stelle gewissermaßen den erweiterten Palpationsfinger dar, schreibt der Rheumatologe Privatdozent Dr. Wolfgang­ Hartung­ vom Asklepios Klinikum Bad Abbach. Allerdings hängt die Aussagekraft des sonographischen Befundes entscheidend von der Erfahrung des Untersuchers und der Auflösung des Ultraschalls ab.

Um die Strukturen in Finger- und Zehengelenken sicher beurteilen zu können, empfiehlt der Arbeitskreis Sonographie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie Schallfrequenzen von mindestens 10 MHz. Die Farb- bzw. Power-Doppler-Sonographie erlaubt Aussagen über aktuelle Krankheitsaktivität und Prognose. Diese typischen Veränderungen lassen sich feststellen:

  • Gelenkergüsse treten oft als erstes Arthritiszeichen auf und lassen sich sonographisch früher diagnostizieren als mittels klinischer Untersuchung. Sie sind echofrei oder echoarm und führen zu einer Abhebung der Gelenkkapsel.
  • Bei der Tenosynovialitis als häufige Erstmanifestation der Erkrankung sind meist auch die Strecksehnen der Hand betroffen. Das Ultraschall zeigt echoarme bis echofreie Raumforderung innerhalb der Sehnenscheide (Abb. 1). Potenziell treten Dopplersignale auf.
  • Die synoviale Hypertrophie – zu sehen als echoarme bis echogene intrakapsuläre Struktur – hebt zwar die Gelenkkapsel ab, ist aber im Gegensatz zum Gelenkerguss weder komprimierbar noch verschieblich. Anders als der Gelenkerguss kann sie Doppler-Signale enthalten.
  • Erosionen lassen sich als intraartikuläre Unterbrechung der Knochenoberfläche detektieren (Abb. 2). An der Basis des Defekts findet sich immer ein eindeutiger Reflex.

Bei Verdacht auf rheumatoide Arthritis sollte man immer das Hand- und die betroffenen Fingergrund- sowie die proximalen Interphalangealgelenke der schmerzhafteren Hand von volar und dorsal schallen. Am Fuß sind zumindest die Metatarsophalangealgelenke II und V von dorsal zu sonographieren.

Eine Therapiesteuerung auf Basis der Untersuchung wird aktuell diskutiert. Der Autor empfiehlt, eine Deeskalation nur zu erwägen, wenn der Ultraschall keine relevante entzündliche Aktivität zeigt.

Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle Text und Abb.: Hartung W. internistische praxis 2017; 58: 85-92; © Mediengruppe Ober­franken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Bei dieser frühen RA bildete sich ein echofreier Saum um eine Sehne im Längsschnitt. Die hohe entzündliche Aktivität lässt sich anhand der Hyperperfusion (*) deutlich erkennen. Bei dieser frühen RA bildete sich ein echofreier Saum um eine Sehne im Längsschnitt. Die hohe entzündliche Aktivität lässt sich anhand der Hyperperfusion (*) deutlich erkennen. © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
Abbildung 1 Abbildung 1 © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
Abbildung 2- Diese 3mm große Erosion kam im Röntgen nicht ans Licht. Die Sonographie aber zeigte die Unterbrechung der Kortikalis (*) und einen Reflex an der Basis des Defekts (Pfeil). Abbildung 2- Diese 3mm große Erosion kam im Röntgen nicht ans Licht. Die Sonographie aber zeigte die Unterbrechung der Kortikalis (*) und einen Reflex an der Basis des Defekts (Pfeil). © Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach