Wirksamer als der Standard

ASH 2021 Josef Gulden

Die Ergänzung der klassischen Immunchemotherapie in der Erstlinie kann das Risiko für Progression, Rezidiv oder Tod deutlich mindern. Die Ergänzung der klassischen Immunchemotherapie in der Erstlinie kann das Risiko für Progression, Rezidiv oder Tod deutlich mindern. © David A Litman – stock.adobe.com

Mehr als die Hälfte aller diffus-großzelligen B-Zell-Lymphome ist heilbar, aber ein Rezidiv verschlechtert die Aussichten erheblich. Wird der Erstlinie ein Antikörper-Toxin-Konjugat beigefügt, kann das Risiko dafür signifikant vermindert werden. Das geht aus Daten der Phase-3-Studie POLARIX hervor.

Etwa 40 % der Patienten mit diffus-großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) können durch den Erstlinien-Standard R-CHOP* nicht geheilt werden. Für rezidivierte oder refraktäre Erkrankungen ist seit Kurzem die Kombination aus Rituximab, Bendamustin und dem Antikörper-Toxin-Konjugat Polatuzumab-Vedotin zugelassen. Die Substanz erkennt und bindet das Oberflächenantigen CD79b auf den Lymphomzellen und gibt im Inneren Monomethyl-Auristatin-E ab, ein Spindelgift, das zur Apoptose führt. 

Die Daten einer Phase-1b/2-Studie deuteten darauf hin, dass die Kombination aus Polatuzumab-Vedotin und R-CHP – also unter Verzicht auf Vincristin – auch in der Erstlinie wirkt, berichtete Prof. Dr. Hervé Tilly vom Centre Henri Becquerel in Rouen. Dieses neue Protokoll wurde nun in der Phase-3-Studie POLARIX überprüft.

Die Autoren randomisierten 879 Personen mit neu diagnostiziertem DLBCL doppelblind zu sechs Zyklen R-CHOP + Placebo oder Polatuzumab-Vedotin in Kombination mit R-CHP. Alle Teilnehmer erhielten zusätzlich zwei Zyklen Rituximab. Als primären Endpunkt definierten die Forscher das durch die behandelnden Ärzte ermittelte progressionsfreie Überleben (PFS), als sekundäre Endpunkte ereignisfreies Überleben, die zentral durch Positronen-Emissions-Tomographie (PET) festgestellte Rate an Komplett­remissionen (CR) nach Ende der Therapie, das krankheitsfreie und das Gesamtüberleben sowie die Sicherheit.

Risiko für Progression und Tod um ein Viertel verringert

Nach einer medianen Beobachtungszeit von 28,2 Monaten war das mediane PFS mit einer Hazard Ratio (HR) von 0,73 im experimentellen Arm höher als in der Kon­trolle (95%-KI 0,57–0,95; p < 0,02). Das Risiko für Progression, Rezidive oder Tod verringerte sich damit um 27 %, konstatierte der Referent. Die Zwei-Jahres-PFS-Rate betrug 76,7 % vs. 70,2 %. 

Für das ereignisfreie Überleben fiel der Effekt ähnlich aus (HR 0,75; 95%-KI 0,58–0,96; p = 0,02). Hinsichtlich der CR beobachteten die Wissenschaftler mit 86,6 % vs. 82,7 % kaum eine Differenz, ganz im Gegensatz zum krankheitsfreien Überleben (HR 0,70; 95%-KI 0,50–0,98). Bezüglich des Gesamtüberlebens gab es bisher keinen Unterschied (HR 0,94; 95%-KI 0,65–1,37; p = 0,75).

Bis zum Daten-Cut-off erhielten in der Polatuzumab- vs. Kontrollgruppe 23 % vs. 30 % der Erkrankten wenigstens eine weitere Lymphomtherapie, darunter Bestrahlungen (9,3 % vs. 13 %), Stammzelltransplantationen (3,9 % vs. 7,1 %) und CAR-T-Zellen (2,0 % vs. 3,6 %). Die Teilnehmer vertrugen beide Behandlungen ähnlich gut, mit Grad-3/4-Toxizitäten in 57,7 % vs. 57,5 %, schweren Nebenwirkungen in 34 % vs. 30,6 %, Grad-5-Ereignissen in 3 % vs. 2,3 % und Dosisreduktionen aufgrund von Nebenwirkungen in 9,2 % vs. 13 % der Fälle. Auch periphere Neuropathien von allen Graden und vom Schweregrad 3–4 traten in den beiden Armen mit 52,9 % vs. 53,9 % und mit 1,6 % vs. 1,1 % etwa gleich häufig auf.

Eine Ergänzung der klassischen Immunchemotherapie durch Polatuzumab-Vedotin in der Erstlinienbehandlung des DLBCL kann das Risiko für Progression, Rezidiv oder Tod um mehr als ein Viertel vermindern. Diese Daten unterstützen die Verwendung der Kombination in der initialen Therapie von DLBCL-Patienten, lautete das Fazit des Referenten.

* Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison

Quellen:
Tilly H et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract LBA-1
2021 ASH Annual Meeting

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Die Ergänzung der klassischen Immunchemotherapie in der Erstlinie kann das Risiko für Progression, Rezidiv oder Tod deutlich mindern. Die Ergänzung der klassischen Immunchemotherapie in der Erstlinie kann das Risiko für Progression, Rezidiv oder Tod deutlich mindern. © David A Litman – stock.adobe.com