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Xerosis cutis – die richtige Basistherapie

Von einer Xerosis cutis spricht man, wenn die natürliche Barrierefunktion z.B. durch eine veränderte Zusammensetzung der interzellulären Lipidschicht gestört ist und/oder es der Haut an Feuchthaltefaktoren mangelt. Derartige Veränderungen können durch Umweltfaktoren (trockene Heizungsluft, häufiges Duschen etc.) ebenso ausgelöst werden wie durch endogene Ursachen (atopisches Ekzem, Psoriasis, Ichthyosen etc.), erklärte Professor Dr. Petra Staubach-Renz von der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz. Betroffen sind vor allem weniger gut mit Talgdrüsen versorgte Areale wie Unterschenkel, Unterarme, Hände und Füße.
Die Diagnose der trockenen Haut erfolgt anhand der Klinik. Entscheidend für die Wahl der geeigneten Pflegesubstanzen sind die vier Kardinalsymptome Schuppung, Fissuren bzw. Rhagaden, Rötung und Pruritus. Messinstrumente und Scores erleichtern die Einschätzung des Schweregrads und ermöglichen eine strukturierte Verlaufskontrolle.
Die Hautpflege hat bei der Xerose einen wesentlichen Anteil am Therapieerfolg. Deshalb spricht man heute von einer topischen Basistherapie, die eine etwaige spezifische Behandlung der Grundkrankheit begleitet. Um die gestörte Barrierefunktion der Haut zu verbessern, sollten lipophile Inhaltsstoffe (rückfettend, filmbildend) mit hydrophilen, rückfeuchtenden kombiniert werden.
Probier’s mal mit mehr Feuchtigkeit
Urea gilt als Goldstandard bei trockener Haut
Die Wahl der geeigneten Grundlage hängt von Hautzustand und Krankheitsstadium ab. Sie sollte umso fettreicher sein, je trockener die Haut ist. Im akut-entzündlichen Stadium sind Externa mit höherem Wassergehalt zu bevorzugen – eventuell unter Zusatz von hautberuhigenden oder juckreizlindernden Inhaltsstoffen. Reine Fette oder Öle eignen sich nicht für eine dauerhafte Basistherapie, betonte Prof. Staubach-Renz. Goldstandard zur Hydratation der trockenen Haut ist nach wie vor der Harnstoff, betonte die Mainzer Dermatologin. Zu seinen wichtigsten Wirkungen zählt die Aufrechterhaltung der kutanen Barrierefunktion. Außerdem wirkt Urea hautglättend und abschuppend, ab einer Konzentration von 20 % auch keratolytisch. Er lindert den Juckreiz und erleichtert die Penetration von Wirkstoffen in die Haut. Die erforderliche Dosis richtet sich nach der Lokalisation und Ausprägung der Xerose (s. Tabelle).Welche Harnstoff-Konzentration? | |||
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Urea-Konzentration | bis 5 % | > 5–10 % | > 10–40 % |
Wirkung | hydratisierend und hautglättend | stark hydratisierend, antimikrobiell, juckreizstillend | zusätzlich keratolytisch |
Einsatzbereich | zur täglichen Pflege für Hände, Füße und Körper, bei leichtem Pruritus und zur Glättung mittelschwer schuppender Haut | zur täglichen Pflege für stark schuppende oder rissige Haut an Händen, Füßen und Körper, Basistherapie bei Altershaut, atopischer Dermatitis, Psoriasis, Ichtyosen und Pruritus | zum kurzzeitigen Einsatz bei sehr ausgeprägter Schuppung und Hyperkeratosen der Füße sowie zur Entfernung infizierten Nagelmaterials bei Onychomykose |
Haferextrakt beruhigt die Entzündung
Sicherheitsbedenken sind unbegründet, erklärte die Hautspezialistin, die sich dabei auch auf das von ihr mitverfasste Positionspapier1 zur Xerosis cutis bezog. Denn die EU erlaubt Mineralöle in kosmetischen Mitteln nur, wenn kanzerogene Bestandteile bei der Raffination entfernt wurden. Xerosis-Patienten mit entzündlichem Erythem profitieren von einer zusätzlichen hautberuhigenden Therapie, beispielsweise mit Licochalcone A, Dexpanthenol, Bisabolol oder haferextrakthaltigen Externa. Diese hemmen z.B. die Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine, fangen freie Radikale ein oder fördern die Wundheilung. Allerdings können Haferproteine vor allem bei Kindern Sensibilisierungen auslösen. Gegen hartnäckigen Juckreiz helfen u.a. Polidocanol (lokal anästhesierend), Menthol (kühlend) oder N-Palmitoylethanolamin (schmerzlindernd). Entscheidend für den Erfolg der Basistherapie ist, dass der Patient mitmacht – er soll sie schließlich ein Leben lang gerne anwenden. Prof. Staubach-Renz bevorzugt deshalb eine eher leichte Textur und lässt Externa vorab am Handrücken ausprobieren. Wichtig ist auch, ausreichend große Mengen zu verordnen. Bei großflächigem Befall müsse man mit etwa einem Kilogramm pro Monat rechnen.Quelle: 1. Augustin M et al. J Dtsch Dermatol Ges 2018; 16, Suppl 4: 3-35; DOI: 10.1111/ddg.13580
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