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Leitlinie zur stationären dermatologischen Rehabilitation

Wozu dermatologische Reha?
Ziel der Rehamaßnahmen ist, dass der Patient die Beeinträchtigungen, die durch die Hauterkrankung bestehen, zu bewältigen lernt. Außerdem soll er in die Lage versetzt werden, (wieder) an alltagsrelevanten Aktivitäten und dem sozialen Leben teilzunehmen, heißt es in der S1-Leitlinie zur stationären dermatologischen Rehabilitation, die unter der Federführung von Dr. Andreas Eisenmann von der Strandklinik in St. Peter-Ording entstanden ist.
Auch eine schlechte dermatologische Versorgungslage am Wohnort kann eine Reha erforderlich machen, insbesondere wenn der Patient spezielle Therapien (z.B. Sole-UVB) oder Schulungen braucht. In einigen Fällen wirkt sich bereits die klimatisch oder geographisch günstigere Lage der Klinik positiv auf das Hautbild aus.
Wer kommt als Patient infrage?
Eine stationäre Reha kann man für alle Hautpatienten andenken, die durch ihre Hauterkrankung kontinuierlich und alltagsrelevant beeinträchtigt werden. Das schließt auch psychischen Stress, z.B. durch Stigmatisierungserfahrungen, mit ein. Die Indikationen reichen von Autoimmunerkrankungen über onkologische bis hin zu genetischen Entitäten. Sogar als „banal“ betrachtete dermatologische Krankheitsbilder wie Akne und Rosazea können eine stationäre Reha rechtfertigen – und zwar immer dann, wenn sie chronisch verlaufen und „ambulant nur mit unzureichendem oder nicht anhaltendem Erfolg therapiert werden konnten“, heißt es in der Leitlinie. Häufig indiziert sind Rehamaßnahmen bei Psoriasis, atopischer Dermatitis, Hand- und Fußekzemen, chronischer Parapsoriasis (kutane Lymphome/Mycosis fungoides), invasiven Tumoren der Haut (postoperativ) und Brandverletzungen.
Was muss alles in den Antrag?
Grundvoraussetzung sind Anamnese und körperlicher Untersuchung durch den antragstellenden Arzt, um die individuellen Beeinträchtigungen gemäß der ICF (international classification of functioning, disability and health) dokumentieren zu können. Des Weiteren schließt die Diagnostik ein psychologisches Screening (HADS, PHQ9) ein. Gemeinsam mit dem Patienten formuliert der Arzt danach die Ziele des Programms. Neben der Rehabilitationsbedürftigkeit muss immer auch die (z.B. geistige und körperliche) Fähigkeit des Patienten gegeben sein, an den Maßnahmen teilzunehmen. Die Ziele sollen so vereinbart werden, dass der Patient sie in der dafür angesetzten Zeit erreichen kann.
Am Aufnahmetag überprüft der Klinikarzt die Angaben und formulierten Ziele im Antrag. Als Dauer des Aufenthalts werden bei Erwachsenen drei bis vier Wochen angesetzt, die man ggf. auch verlängern kann.
Komorbiditäten (z.B. Psoriasisarthritis) dürfen während der Reha nicht unter den Tisch fallen. Das Reha-Angebot dermatologischer Kliniken sollte daher durch Orthopäden, Rheumatologen, Internisten/Pneumologen, Psychiater/Neurologen, Diabetologen und HNO-Ärzte mitgestaltet werden.
Auch Physio- sowie Ergotherapie und Rehasport sind neben der medizinischen Behandlung der Hautkrankheit ein essenzieller Teil des Programms, insbesondere wenn muskuloskelettale Einschränkungen vorliegen. Dem Rehasport kommt, je nach Erkrankung, eine wichtige Rolle zu, z.B. beim Wiedererlangen von Funktionen wie Greifen und Gehen. Außerdem können Gruppenaktivitäten dabei helfen, vom Patienten empfundene Stigmatisierungen zu überwinden.
Wer braucht psychologische Unterstützung?
Muss man wegen der Reha auf eine Systemtherapie verzichten?
Eine zuvor angesetzte Systemtherapie bzw. die adjuvante Chemo- oder Immuntherapie bei malignen Hauterkrankungen wird während der Dauer der Reha im Regelfall weitergeführt. Soll eine systemische Behandlung neu begonnen werden, kann man die Zeit in der Klinik auch dafür nutzen. Allerdings empfiehlt es sich, vor dem Einsatz teurer Präparate wie Biologika zunächst den Erfolg der Rehamaßnahmen abzuwarten. Zudem sollte man im Vorfeld klären, ob die KV die Kosten der Therapie auf lange Sicht trägt. Bei Kindern, die eine systemische Behandlung benötigen, eignet sich ein stationärer Rehaaufenthalt dafür, den Umgang mit der jeweiligen Applikationsform zu erlernen. Das ermöglicht ihnen im Alltag mehr Autonomie und entlastet die Eltern.Welche Besonderheiten gelten für Kinder und Jugendliche?
Wichtig ist, zu bedenken, dass je nach Altersgruppe unterschiedliche Themen bedeutsam sind, die in der Reha angegangen werden können. Partnerschaft, Familienplanung und Berufsorientierung mögen für einen Neunjährigen nicht relevant sein, für einen Jugendlichen dagegen schon. Die Integrationsfähigkeit spielt in Kindergarten, Schule und Peergroup eine Rolle. Insbesondere bei pädiatrischen Patienten ist es wichtig, die Lust am Leben trotz der Erkrankung zu stärken. Eine positive Auseinandersetzung mit der jeweiligen Erkrankung wird oft durch Gruppenprogramme bzw. durch das Zusammenleben mit anderen Betroffenen erleichtert. Der Gesetzgeber räumt der Altersgruppe U18 mit einer Regeldauer von vier bis sechs Wochen mehr Zeit für die Reha ein als Erwachsenen. Im Gegensatz zu Mutter/Vater-Kind-Maßnahmen, bei denen der Elternteil Patient ist und das Kind lediglich mitkommt, setzt die Kinderrehabilitation den Fokus auf das Kind. Ist dieses jünger als zwölf Jahre, muss eine erwachsene Begleitperson (Mutter, Vater etc.) mit. In besonderen Fällen ist dies sogar bei älteren Kindern bzw. Jugendlichen möglich. Muss der Patient im Alltag aufgrund seiner Erkrankung von den Eltern betreut werden, können diese in der Reha die dafür nötigen Schulungen erhalten. Übrigens: Kommt diese Rolle beiden Elternteilen gleichwertig zu, macht es Sinn, im Verlauf der Reha zu wechseln. So erhalten beide die Möglichkeit, an entsprechenden Kursen teilzunehmen.Quelle: S1-Leitlinie „Stationäre Dermatologische Rehabilitation“, AWMF-Register-Nr.013/083, www.awmf.org
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