Rosazea braucht Feuchtigkeit, Sonnenschutz und topische Therapie

Kathrin Strobel

Die unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder scheinen ein jeweils eigenes pathogenetisches Muster aufzuweisen. Die unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder scheinen ein jeweils eigenes pathogenetisches Muster aufzuweisen. © Milan Lipowski – stock.adobe.com

Äderchen, Rötungen, Schwellungen, Pusteln – die klinischen Erscheinungsformen der Rosazea sind vielfältig. Die verschiedenen Subtypen lassen sich meist gut behandeln, wenn auch manchmal nur off label.

Rosazea ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Gesichtshaut, deren Prävalenz bei bis zu 22 % liegt. Die klinische Präsentation kann variieren – im Allgemeinen werden vier Subtypen unterschieden. Dabei stehen jeweils unterschiedliche Symptome im Vordergrund, allerdings kommen auch Misch- und Sonderformen vor.

  • Beim Subtyp I, der erythematös-teleangiektatischen Rosazea, treten Teleangiektasien und/oder Erytheme auf. Die Periorbitalregion ist oft nicht betroffen.
  • Subtyp II ist durch Papeln und Pusteln gekennzeichnet, weshalb man hier auch von papulopustulöser Rosazea spricht. Symptome aus anderen Subtypen kommen ebenfalls häufig vor.
  • Sind die Talgdrüsen und das Bindegewebe der Nase von einer Hyperplasie betroffen, handelt es sich meist um Subtyp III, die phymatöse Rosazea. Auch andere Organe wie Oberlippe, Ohren oder Stirn können vergrößert sein.
  • Ungefähr die Hälfte aller Rosazea­patienten leidet unter Augenbeschwerden wie chronischen Bindehaut-, Lidrand- oder Hornhautentzündungen – häufig bereits bevor die ersten Hautmanifestationen auftreten. Bei der okulären Rosazea (Subtyp IV) ist eine möglichst frühzeitige Vorstellung beim Augenarzt wichtig.

Zu den Sonderformen zählen zum einen die steroidassoziierte Rosazea, die nach langfristiger lokaler Steroidtherapie bzw. unter systemischen Glukokortikoiden auftreten kann. Darüber hinaus gibt es die Rosazea fulminans, die vor allem bei jungen schwangeren Frauen vorkommt, die granulomatöse bzw. lupoide Rosazea, die durch bräunlich-rötliche Papeln und Knoten um Augen, Mund und Wangen gekennzeichnet ist, sowie der Morbus Morbihan, der sich durch ein derbes Lymphödem mit persistierendem Erythem präsentiert und hauptsächlich bei Männern auftritt.

Es ist eine Rosazea entsprungen

Durch fehlerhafte Produktion und Spaltung von antimikrobiellen Peptiden kommt es bei Betroffenen zu Entzündungen und einer gesteigerten Neubildung von Gefäßen. Die Überexpression bestimmter Rezeptoren führt zudem zu einer erhöhten Sensibilität gegenüber chemischen und physikalischen Stimuli. Hierdurch lässt sich erklären, dass z.B. Koffein- oder Alkoholkonsum, UV-Exposition, Temperaturschwankungen und körperliche Anstrengung Exazerbationen hervorrufen können. Einige dieser Triggerfaktoren aktivieren außerdem Ionenkanäle in den sensorischen Nervenzellen, was eine Erweiterung der Gefäße sowie Entzündungen bedingt. Eine zusätzliche Rolle spielt das von Milben der Gattung Demodex abgesonderte Chitin. Die Spinnentiere finden sich in deutlich erhöhter Anzahl auf der Haut von Rosazeapatienten.

Kostenübernahme nicht immer gesichert

Die unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder scheinen ein jeweils eigenes pathogenetisches Muster aufzuweisen, erklären Anna­ Lohbeck­ von der Abteilung für Dermatologie am Universitätsspital Zürich und Kollegen. Das eröffne Möglichkeiten für eine zukünftige individualisierte Therapie. Grundsätzlich lässt sich die Rosazea aber bereits heute effektiv behandeln. Allerdings können viele der zur Verfügung stehenden Therapieoptionen nur off label verordnet werden, sodass eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse nicht immer gesichert ist. Allen Rosazea­patienten wird eine Trias aus täglicher feuchtigkeitsspendender, nicht-fettender Hautpflege, Sonnenschutz (mindes­tens LSF 30) und Verzicht auf individuelle Triggerfaktoren als Basisbehandlung empfohlen.

Topische Therapie der Rosazea-Subtypen I und II
Wirkstoff
Wirkung
Wichtige Nebenwirkungen
Anwendung
Brimonidinvasokonstriktorisch, antiinflammatorisch, ödemreduzierendmögliche Verstärkung des Erythems und des FlushingSubtyp I mit Erythem: 0,33–1%iges Gel einmal täglich
Azelainsäureantiinflammatorisch, keratolytischHautirritationenSubtyp II: 15%iges Gel oder Creme ein- bis zweimal täglich; ggf. auch bei Subtyp I
Metronidazolantiinflammatorisch, immunsupprimierendTyp-4-Sensibilisierung im VerlaufSubtyp II: 0,75–1%ige Creme oder Gel zweimal täglich über sechs Wochen, ggf. über Jahre (keine Resistenzbildung); ggf. auch bei Subtyp I
ErythromycinantiinflammatorischHautirritationen, Austrocknen der Haut mit übermäßiger Nachfettung in der FolgeSubtyp II: 2%iges Gel
Ivermectinantiinflammatorisch, antiparasitärBrennen der Haut, Typ-4-Sensibilisierung im VerlaufSubtyp II: 1%ige Creme einmal täglich bis zu vier Monate (Wiederholung möglich)
BenzoylbenzoatantiparasitärHautirritationenSubtyp II: 5–10%iges Benzoylbenzoat/Clindamycin-Gel
Permethrinantiparasitär-Subtyp II: 5%ige Creme in Kombination mit oralem Ivermectin
PimecrolimusantiinflammatorischFlush, Verstärkung der Rosazea bei Alkoholkonsum unter TherapieSubtyp II: 1%ige Creme zweimal täglich; ggf. auch bei Subtyp I mit therapieresistentem Erythem
TacrolimusantiinflammatorischSymptomverschlechterung, Flush, Brennen der HautSubtyp I mit Erythem: zweimal täglich
Retinoideantiinflammatorisch, keratolytischstarke Hautirritationbei Subtyp II: Retinoide, Tretinoin 0,025 % oder Adapalen-Gel abends

Isotretinoin nicht mit Tetrazyklinen kombinieren

Laser- und lichtbasierte Therapien bieten sich für die Rosazeatypen I–III an, finden aber vor allem bei Subtyp I Anwendung. Für die topische Behandlung der Stadien I und II stehen diverse Wirkstoffe zur Verfügung (s. Tabelle). Vor allem beim Subtyp II kommen auch systemische orale Therapien zum Einsatz:
  • Doxycyclin: 40 mg täglich über 3–6 Monate (alternativ Tetra­zyklin)
  • Isotretinoin: 0,15–0,3 mg/kgKG täglich (Cave: Teratogenität; nicht mit Tetrazyklinen kombinieren)
  • Azithromycin: 500 mg dreimal wöchentlich für 4–6 Wochen (alternativ Clarithromycin)
  • Metronidazol: 200 mg zweimal täglich über zwei Wochen
Gegen Flush und Erythem beim Subtyp I ist die Off-Label-Behandlung mit Carvedilol möglich (6,25 mg zweimal täglich). Allerdings kann es unter der Einnahme zur Auslösung oder Verschlechterung einer Psoriasis kommen, warnen die Autoren. Für die Behandlung der Subtypen III und IV ist die Datenlage für evidenzbasierte Empfehlungen noch zu dünn, beklagen die Schweizer Kollegen. Patienten mit phymatöser Rosazea müssen meist operiert werden. Bei okulärer Rosazea kommen physikalische Therapien wie warme Umschläge zum Einsatz. Lokal wird u.a. mit Steroiden, Ciclosporin, Azithromycin oder Tetrazyklinen behandelt.

Quelle: Lohbeck A et al. Ther Umsch 2019; 76: 84-91; doi.org/10.1024/0040-5930/a001067

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Die unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder scheinen ein jeweils eigenes pathogenetisches Muster aufzuweisen. Die unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbilder scheinen ein jeweils eigenes pathogenetisches Muster aufzuweisen. © Milan Lipowski – stock.adobe.com