Rosazea an der Blumenkohlnase packen

Michael Brendler

Kupferrose geht bei jedem Zweiten ins Auge. Kupferrose geht bei jedem Zweiten ins Auge. © fotolia/kei907

Den Patienten beschert die Rosazea oft Komplexe und Ängste, den Arzt stellt sie häufig vor Rätsel. Die Hautkrankheit ist nicht nur launisch und vielgestaltig, auch wissenschaftlich sind hier noch viele Fragen offen. Gerade deshalb sollte man die Kernpunkte der Erkrankung kennen.

Die Rosazea, auch Fluch der Kelten genannt, trifft besonders hellhäutige Menschen. In jedem Stadium kann das Voranschreiten der Erkrankung plötzlich stoppen oder es kommt aus dem Nichts zu Verbesserungen. Umgekehrt kann die Rosazea aber auch überraschend rasant verlaufen, schreibt Professor Dr. Percy Lehmann vom Zentrum für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie am Helios-Klinikum Wuppertal.

Die Symptome sind oft uneindeutig: Bei manchen Patienten tritt die Krankheit als Rötung auf, andere haben Pusteln oder sogar knotige Schwellungen. Diese befallen nicht immer das Gesicht, sondern manchmal auch die Augen (s. Abb.) oder andere Körperregionen, was die Dia­gnose erheblich erschweren kann.

Der Fluch beginnt mit flüchtigem Erröten

Bei einer Krankheit, die bis zu 5 % der Deutschen betrifft, wird so etwas evtl. zum Problem. Umso hilfreicher sind die klaren Orientierungspunkte. Bekannt ist zum Beispiel, dass Männer schwerer erkranken – mit Ausnahme der Rosacea fulminans, die vor allem jüngere Frauen betrifft. Unterschieden werden ein Vorstadium und drei Hauptstadien: Die Erkrankung beginnt typischerweise mit flüchtigen, flushartigen Erythemen. Schon in diesem Vorstadium reagiert die Haut empfindlich auf externe Stressoren wie Kosmetika oder UV-Bestrahlung sowie interne Stimuli: Psychischer Stress, Alkohol und scharfe Speisen fallen darunter.

Es folgt das Stadium eins, in dem die Haut immer reizbarer wird und dem Patienten das Leben durch Stechen, Brennen und Juckreiz verleidet. Diese Phase geht oft nahtlos über in das Stadium zwei, die Rosazea papulopustulosa, die sich durch das Fehlen von Komedonen von einer Akne abgrenzen lässt. Aus der zunehmend dauerhaften Rötung des Gesichts entwickeln sich entzündliche Papeln und Pusteln – die nun auch auf Hals oder Dekolleté überspringen können.

Im Stadium drei werden aus den Papeln und Pusteln schließlich große entzündliche Knoten und Plaques. Teilweise kommt es zu massiven Talgdrüsenhyperplasien und Bindegewebsvermehrungen, den sogenannten Phymen. Am häufigsten ist die Knollennase, das Rhinophym, das vor allem bei männlichen Patienten zu beobachten ist. Man kennt aber auch Phyme an Augenlid, Ohr und Kinn.

Vitamin-A-Derivat beseitigt Pusteln und Papeln

Tückisch sind Komplikationen wie die Ophthalmorosazea, mit der immerhin bis zur Hälfte der Patienten rechnen muss. In der Regel handelt es sich um eine Kombination von Konjunktivitis und Blepharitis. Schlimmstenfalls kann die konjunktivale Beteiligung aber auch mit Ulzerationen und Neovaskularisationen auf die Hornhaut übergreifen und damit eventuell sogar zur Erblindung führen.

Bezüglich der Pathogenese geht man heute davon aus, dass bestimmte Triggerfaktoren im angeborenen Immunsystem eine wichtige Rolle spielen. Sie haben unter anderem eine vermehrte Produktion des antimikrobiellen Peptids Cathelicidin LL-37 zur Folge, das immunmodulatorisch und angio­genetisch wirkt. Hinzu kommt wahrscheinlich eines Art neurogene Entzündung, die die Hautgefäße und -nerven der Patienten hypersensibel reagieren lässt. Noch unklar ist, warum sich die Rosazea primär im Gesicht abspielt und warum sich aus der Entzündung schließlich die hyperproliferativen Phymen entwickeln.

Die Behandlung der Rosazea richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und den aktuellen Symptomen. In jedem Stadium spielt die adäquate Hautpflege eine wichtige Rolle – wenn man dabei irritierende Stoffe wie Detergenzien vermeidet. Gerade in den Anfangsstadien lässt sich die Symptomatik gut kontrollieren, wenn man die Hautpflege mit einer topischen Therapie kombiniert.

Zu den dabei zum Einsatz kommenden Mitteln zählt z.B. das noch recht neue Alpha-2-Adrenergikum Brimonidin, als Gel aufgetragen verhindert es die Erweiterung der Gefäße. Allerdings wird dieser Wirkstoff wegen des ausgeprägten Rebound-Phänomens von vielen Betroffenen nur unzuverlässig angewendet. Von den topischen Medikamenten am besten untersucht sind Metronidazol und antibakterielle Cremes mit Azelainsäure. Noch besser scheint laut neuesten Studien Ivermectin zu wirken.

Die systemische Therapie der Wahl ist laut Prof. Lehmann aktuell Doxycylin in submikrobieller Dosierung und in retardierter Form, auch wegen der Vermeidung einer Resis­tenzentwicklung. Bei Patienten mit Papeln und Pusteln erzielt das Vit­amin-A-Derivat Isotretinoin besonders gute Effekte. Die Anwendung muss allerdings off label erfolgen.

Quelle: Lehmann P. „Rosazea“, Akt Dermatol 2017; 43: 154-164, DOI: 10.1055/s-0042-118939 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

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