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Zahnprothese steckte wochenlang unbemerkt im Pharynx

Mit Schluckbeschwerden und -schmerzen präsentierte sich ein 72-Jähriger in der Notaufnahme sowie mit blutigem Husten. Sechs Tage zuvor sei ihm ein gutartiger Knoten in der Bauchwand operativ entfernt worden, berichtete der Mann. Seitdem habe er keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen können. Im Röntgenthorax zeigten sich Zeichen einer bekannten COPD bei leicht erhöhten Entzündungswerten – für die Mediziner Grund, ihn mit dem Verdacht auf eine Infektion der unteren Atemwege inklusive intubationsbedingter Schmerzen mit Prednisolon, Clarithromycin und Mundspülung wieder nach Hause zu schicken.
Zwei Tage später stand der Patient erneut vor der Tür, die Symptome hatten zugenommen, zudem waren Heiserkeit und Atemnot, insbesondere im Liegen, hinzugekommen. Röntgen ergab nichts Neues, die zur Hilfe gerufenen HNO-Kollegen entdeckten während einer Nasenendoskopie schließlich ein metallisches, halbkreisförmiges Objekt, das auf die Epiglottis drückte. Auf Nachfrage erzählte der 72-Jährige, tatsächlich seit dem Eingriff seine künstlichen Zähne zu vermissen.
Mit Laryngoskop und Tilley-Zange wurden sie entfernt, dennoch kam der Mann mit einigem Abstand insgesamt viermal wieder in die Klinik. Sein Sputum war noch immer blutig, er hatte dadurch mittlerweile viel Blut verloren. Zwar hatte man beim dritten Besuch eine durch den Fremdkörper entstandene Gefäßerosion im Pharynx entdeckt. Doch diese blutete nicht. Erst beim vierten Besuch stießen die Kollegen auf die Ursache. Als sie die Gefäßerosion chirurgisch entfernten, fanden sie eine Arterie, aus der Blut schoss.
Von ähnlichen Fällen, bei denen künstliche Zähne während Intubation oder Narkose im Hypopharynx oder Larynx verschwinden, seien in der Literatur einige zu finden, schreibt Dr. Harriet A. Cunniffe von der HNO-Abteilung des James Paget University Hospitals in Great Yarmouth. Denn es besteht kein Konsens, wie man Dentalprothesen handhaben sollte. Deshalb empfiehlt sie, für jede OP prä- und postoperative Angaben gut zu dokumentieren. Genauso am Herzen liegt ihr noch ein weiterer Appell an die Kollegen: „Hört dem Patienten genau zu und lasst Euch dabei nicht von positiven Befunden ablenken.“
Quelle: Cunniffe HA. BMJ Case Rep 2019; 12: e230055; doi: dx.doi.org/10.1136/bcr-2019-230055
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