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Zellen sortieren!
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Aktuell enthalten Knochenmarktransplantate eine unkontrollierte Mischung aus mehr als 50 Zelltypen, darunter hämatopoietische Stamm- (HSPC), Progenitor-, konventionelle T- (Tcon), regulatorische T- (Treg), NK- sowie dendritische Zellen und vieles mehr. Dr. Caspian H. Oliai, University of California, Los Angeles, berichtete von dem Versuch, Transplantate mit präzise ausgewählten Zellpopulationen herzustellen, um die behandlungsassoziierte Mortalität zu senken, ohne den Therapieerfolg der alloSCT zu schmälern. Dabei werden HSPC, Treg und Tcon einzeln isoliert und zu unterschiedlichen Zeitpunkten verabreicht. Potenziell schädliche Bestandteile des Transplantats lassen sich entfernen. Wie Dr. Oliai erläuterte, erfolgt zunächst die Gabe der HSPC, die für die Langzeitrekonstitution von Blut und Immunsystem notwendig sind. Gleichzeitig werden hoch aufgereinigte Treg (3 x 106 Treg/kg) des Spenders infundiert, die eine Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) verhindern sollen. An Tag 2 erfolgt zusätzlich die Gabe von Tcon (3 x 106 T-Zellen/kg), die für ein Bridging bis zur Immunkonstitution sorgen. Der T-Zell-reduzierte Ansatz der alloSCT (ORCA-T-Zell-Therapie) kommt zudem mit nur einem Wirkstoff zur GvHD-Prophylaxe aus, betonte Dr. Oliai: Ab Tag 3 wird Tacrolimus (Zieldosis 5–10 ng/ml) gegeben. Methotrexat, Cyclophosphamid nach der Transplantation oder andere zusätzliche immunsuppressive Therapien sind nicht vorgesehen.
Dr. Oliai stellte die Ergebnisse einer Phase-1b-Studie vor, in der als Endpunkte ein primäres Transplantatversagen und die Inzidenz einer schweren GvHD bei allogener ORCA-T-Zell-Transplantation verglichen wurden (s. Kasten). Nach median zwölf Monaten war nur in einem Fall in der jüngeren Gruppe ein Transplantatversagen aufgetreten. Behandlungsassoziierte Todesfälle gab es nicht. Drei ältere Patient:innen hatten Infektionen eines Grads 4 entwickelt. Eine Mukositis vom Grad 3 wurde bei je einer der jüngeren und der älteren Personen berichtet.
Studiendesign
An der Studie teilnehmen konnten Patient:innen mit akuter myeloischer oder lymphatischer Leukämie, myelodysplastischem Syndrom (MDS) oder chronisch myeloischer Leukämie in chronischer Phase im Alter von 18 bis 75 Jahren, für die ein 8/8-gematchter Spender zur Verfügung stand. Die myoablative Konditionierung erfolgte mit Busulfan, Fludarabin und Thiothepa. Die Forschenden verglichen die Altersgruppen 18 Jahre bis unter 55 Jahre (n = 39) und mindestens 55 Jahre (n = 25).
Nach drei Monaten wiesen sowohl ältere als auch jüngere Erkrankte eine mehr als 90%ige Immunrekonstitution auf. Eine akute GvHD eines Grads ≥ 3 entwickelte keine:r der jungen und nur eine:r der älteren Teilnehmenden. Drei jüngere Erkrankte erlitten eine moderate chronische GvHD. In der höheren Altersgruppe kam es zu zwei Fällen mit moderater und einem Fall mit schwerer chronischer GvHD. Das rezidivfreie Überleben fiel nach einem Jahr ähnlich gut aus (< 55 Jahre: 84,8 %, ≥ 55 Jahre: 82,3 %). Das Gesamtüberleben betrug 100 % (Jüngere) und 95,5 % (Ältere).
Eine randomisierte Phase-3-Studie zum Vergleich von Präzisions-alloSCT und konventioneller alloSCT bei 18- bis 65-jährigen Patient:innen mit AML, ALL und MDS ist angelaufen, mit dem Überleben ohne chronische GvHD als primärem Endpunkt.
Quelle: Oliai CH et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 230
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