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Zerebelläre Stimulation bessert Gehen und Balance nach Schlaganfall

Um Schlaganfallpatienten ein Stück ihrer Selbstständigkeit zurückzugeben, braucht es meist eine monatelange Physiotherapie. Verbessern lassen sich die Ergebnisse, wenn man das Zerebellum der Betroffenen zusätzlich elektrisch stimuliert. So zumindest das Resümee einer Forschergruppe um Dr. Giacomo Koch von der neurologischen Abteilung der Santa Lucia Foundation, Rom. Sie hatten 34 Patienten im mittleren Alter von 64 Jahren mit Hemiparese nach einem mindestens sechs Monate zurückliegenden ischämischen Apoplex untersucht.
In der randomisierten Doppelblindstudie durchliefen die Teilnehmer fünfmal pro Woche über drei Wochen lang eine intensive Physiotherapie, um Gangunsicherheiten und Gleichgewicht zu verbessern. Zusätzlich erhielt eine Hälfte eine intermittierende Theta-Burst-Stimulation (iTBS), die von den Wissenschaftlern über dem auf der Seite der Parese liegenden lateralen Zerebellum platzierten. Die Kontrollgruppe wurde mit einer Scheinstimulation behandelt. Bei der iTBS handelt es sich um eine Form der transkraniellen Magnetstimulation, die den natürlichen Rhythmus des Gehirns berücksichtigt und nur etwa ein Zehntel der üblichen Zeit benötigt.
Nach dreiwöchiger Behandlung zeigten die mit iTBS stimulierten Patienten im Vergleich zur Kontrolle sowie zur eigenen Baseline signifikant bessere Werte in der Berg-Balance-Scale (43,4 vs. 34,5). Diese Skala prüft die Balance bei einfachen Bewegungen, z.B. Aufstehen von einem Stuhl oder Aufheben eines Gegenstands. Auch drei Wochen nach Ende der Behandlung und damit 42 Tage nach Start der Therapie konnten Dr. Koch und Kollegen einen erneuten Anstieg der Werte unter iTBS verzeichnen (auf 47,5).
Zudem hatte sich die Schrittlänge durch die zusätzliche Stimulation reduziert, von durchschnittich 16,8cm auf 14,3 cm nach Behandlungsende. In der Vergleichsgruppe fanden sich keine signifikanten Effekte. Alle Studienteilnehmer vertrugen die Behandlung gut, zu unerwünschten Nebenwirkungen kam es nicht.
Die Resultate sprächen, so die Experten, für eine verstärkte Aktivierung der zerebello-kortikalen Plastizität, die für die funktionelle neuronale Reorganisation nach einem Schlaganfall notwendig ist. Insgesamt machten die erreichten Verbesserungen die Patienten im Alltag unabhängiger – sie brauchen keine Hilfe mehr beim Laufen und das Sturzrisiko nehme ab.
Quelle: Koch G et al. JAMA Neurol 2018; online first
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