Zytomegalievirus: Prophylaxe bei seronegativen Transplantationspatienten besonders wichtig

Maria Weiß

Immunsupprimierte Menschen haben ein hohes Risiko, dass sich die Viren reaktivieren. Immunsupprimierte Menschen haben ein hohes Risiko, dass sich die Viren reaktivieren. © iStock/syahrir maulana

Insbesondere Organtransplantierte laufen Gefahr, dass in Folge der Immunsuppression im Körper befindliche Zytomegalie-Viren reaktiviert werden. Die hohe Mortalität einer CMV-Erkrankung macht ein prophylaktisches Eingreifen überlebenswichtig.

Herpesviren haben die unangenehme Eigenschaft, lebenslang im Körper in bestimmten Wirtszellen zu persistieren und dort auf ihre Reaktivierung zu warten. Immunsupprimierte Menschen –insbesondere Patienten nach Organ- oder Stammzelltransplantation – haben ein hohes Risiko und benötigen je nach dem zeitweise eine Prophylaxe (seronegative Patienten) oder eine präemptive Therapie (seropositive Patienten ohne Erkrankung).

Die Gefahr besser abschätzen

Ein neuer Marker für die Gefährdungen von Risikopatienten könnte die T-Zell-Immunität sein, für die heute praxistaugliche Tests zur Verfügung stehen. In einer Studie wies etwa ein Drittel der CMV-positiven Organempfänger solch eine T-Zellimmunität auf, die mit weniger Erkrankungsausbrüchen, niedrigerer Viruslast und einer geringeren Notwendigkeit von antiviralen Therapien assoziiert ist.

Besonders gefürchtet sind Reaktivierungen der Zytomegalieviren (CMV), erklärte Professor Dr. Christoph Steininger von der Abteilung für Innere Medizin an der Medizinischen Universität Wien. Die Seroprävalenz innerhalb der 18- bis 29-Jährigen liegt bei 30–40 %, mit dem Alter steigt sie auf knapp 80 % an. Immunkompetente Erwachsene mit aktiver CMV-Erkrankung sind etwa eine Woche infektiös, Kleinkinder können die Viren im Urin bis zu einem Monat ausscheiden, so der Referent. An einem Impfstoff wird seit mehr als 30 Jahren erfolglos geforscht, sodass vor allem Immunsupprimierte vor gefährlichen Reaktivierungen geschützt werden müssen. Bei 30–50 % der Patienten mit allogenen Organtransplantationen kommt es ohne Prophylaxe oder präemptive Therapie im Verlauf zu einer CMV-Reaktivierung, berichtete Prof. Steininger. Diese kann unbemerkt verlaufen, aber auch zu einer schweren Erkrankung führen, was u.a. eine Abstoßungsreaktion wahrscheinlicher macht. Die Mortalität einer CMV-Erkrankung liegt bei 50 %. Besonders gefährdet sind CMV-negative­ Empfänger von Organen­ positiver Spender.

Antivirale Therapie kann ein Jahr dauern

Die Prophylaxe bzw. präemptive Therapie mit antiviralen Medikamenten ist gut etabliert. In der Regel werden sie bei soliden Organtransplantationen über etwa 6–12 Monate eingesetzt, bis auch die Immunsuppression heruntergefahren wird. Die Tatsache, dass das Überleben bei Transplantationen heute nicht mehr vom CMV-Serostatus abhängt, unterstreicht die Wirksamkeit dieser Maßnahme. Mittel der Wahl ist i.d.R. Ganciclovir, mögliche Alternativen sind Foscarnet und Cidofovir, die aber eine höhere Toxizität aufweisen und eigentlich nur zur Behandlung der CMV-Retinitis bei AIDS zugelassen sind. Das letztes Jahr eingeführte Letermovir ist ebenfalls wirksam gegen CMV und sehr gut verträglich, hat aber den Nachteil einer raschen Resistenzentwicklung. Zugelassen ist es nur für die Prophylaxe bei hämatopoetischen Stammzelltransplantationen. In der Pipeline wären in dieser Indikation noch Brincidofovir und Maribavir, für die aber – u.a. aufgrund der schwereren Nebenwirkungen – bisher keine entscheidenden Durchbrüche gegenüber der Standard­therapie gezeigt wurden.

Quelle: 8. Infektiologie Update-Seminar (Online-Veranstaltung)

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Immunsupprimierte Menschen haben ein hohes Risiko, dass sich die Viren reaktivieren. Immunsupprimierte Menschen haben ein hohes Risiko, dass sich die Viren reaktivieren. © iStock/syahrir maulana