Heim- und Nachtdialysen besser vergütet Kostenpauschalen wurden zwar erhöht, doch es fehlt an Personal
Der Kostendruck in der Dialyseversorgung ist überall spürbar. Darauf hat nun der Bewertungsausschuss reagiert und weitere Anpassungen der Vergütung seit Januar festgelegt. Die Erhöhung der Dialysekostenpauschalen ist die dritte in Folge.
Ihr waren intensive Gespräche zwischen dem Verband Deutsche Nierenzentren (DN) und der KBV vorausgegangen, gemeinsam mit den großen Dialyseanbietern KfH und PHV. „Wir konnten klarstellen, wo unsere Probleme liegen und wie die Konstellation in den Praxen ist“, erklärt der DN-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael Daschner. Zudem habe sich der Bewertungsausschuss verpflichtet, ein Instrument zur Dynamisierung der Pauschalen ab 2026 zu entwickeln. „Das gibt uns mehr Planungssicherheit“, sagt der Nephrologe.
Auch strukturelle Anpassungen
Die höheren Dialysekostenpauschalen entsprechen im Gesamtvolumen der Steigerung des Orientierungspunktwerts für ärztliche Leistungen in Höhe von 3,85 %, insgesamt sind das 65 Millionen Euro. Dabei entfallen etwa 50 Millionen Euro auf die Anhebung der Kostenpauschalen. Das restliche Geld fließt in Strukturanpassungen. Bereits in seinem Beschluss vom Dezember 2023 hat der Bewertungsausschuss festgelegt, dass eine Strukturänderung umgesetzt werden soll. Ziel ist es, die wohnortnahe Versorgung zu sichern und die Heimdialyseverfahren – Heimhämodialyse (HHD) sowie Peritonealdialyse (PD) – zu fördern.
Die Kostenpauschalen für unter 18-jährige Patientinnen und Patienten steigen nun um 3,85 %. Diese Erhöhung berücksichtigt, dass bei Kindern und Jugendlichen ein Großteil der Dialysebehandlungen zu Hause erfolgt. Dialysen bei Erwachsenen werden in Deutschland hingegen zu über 90 % als Hämodialysen im Zentrum vorgenommen. Für die Heimverfahren HHD und PD wurde eine Anschubfinanzierung angestoßen. Denn nur etwa 5 bis 6 % der Dialysepatientinnen und -patienten nutzen bislang diese Dialyseform. Seit Januar erhalten Ärztinnen und Ärzte für erstmalige Heimdialysebehandlungen daher einen Zuschlag für Personen ab 18 Jahren. Dazu hat man drei neue Kostenpauschalen eingeführt. Der Zuschlag wird für die ersten 52 Wochen der Heimdialysebehandlung gezahlt: 96,50 Euro pro Behandlungswoche.
Die Vergütung der Zentrumsdialysen bzw. Kostenpauschalen für über 18-Jährige wurde um durchschnittlich 3 % erhöht. Dabei wird die erste und vierte Preisstufe stärker angehoben als die übrigen, um kleinere Dialysepraxen zu fördern und die Abstaffelung für Praxen mit vielen Dialysen abzumildern. Sogenannte interkurrente Dialysen und Nachtdialysen unterliegen künftig keiner Abstaffelung mehr; deren Vergütung erfolgt nun nach der Preisstufe 1.
Der Zuschlag für Nachtdialysen wird zusätzlich zu den Kostenpauschalen je Dialyse bis zu dreimal pro Behandlungswoche gezahlt. „Die Kassen wollen Berufstätige länger im Beruf halten“, sagt Dr. Daschner. „Auch in unserem Zentrum in Saarbrücken ist es aber so, dass wir kein Personal haben, um eine Nachtschicht wirtschaftlich betreiben zu können. Dazu braucht man vor allem qualifiziertes Personal. Aber das fehlt.“ Ob die neue Förderung mehr Praxen dazu bringt, Nachtdialysen anzubieten? „Daran haben wir Zweifel“, sagt der Verbandschef.