Weiterbildung Nicht nur wünschenswert, sondern notwendig
Das Modul richtet sich an ambulante und stationäre Diabeteseinrichtungen, die eine besondere Expertise in der Behandlung von mit Diabetes assoziierten psychischen Problemen oder diabetes-bezogenen Belastungen nachweisen können. Das Angebot soll die Transparenz für Patient*innen und Zuweiser*innen erhöhen und die Qualität der Diabetestherapie in allen Sektoren steigern.
Jeder dritte Mensch mit Diabetes weist erhöhte diabetesbezogene Belastungen und jeder achte eine komorbide Depression auf. Aber auch Angst- und Essstörungen sowie Abhängigkeitserkrankungen und Motivationsprobleme sind bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes weit verbreitet. „Werden diese nicht frühzeitig fachgerecht identifiziert und behandelt, kann es zu einer Chronifizierung und schlimmstenfalls lange andauernder Arbeitsunfähigkeit führen. Das hat neben dem persönlichen Leid auch hohe Kosten für das Gesundheitssystem zur Folge“, so Professor Dr. Bernhard Kulzer. Er ist Mitglied des Ausschusses Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW) der DDG und Vorsitzender der AG Diabetes und Psychologie der DDG. Frühzeitige Unterstützung, Intervention und Beratung können Menschen mit Diabetes helfen.
Zertifikat macht Expertise der Einrichtung für alle sichtbar
Um die Versorgung zu verbessern, hat der Ausschuss QSW in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Psychologie das neue Zertifizierungsmodul „Diabetes & Psyche“ initiiert. „Das Zertifikat soll sowohl Menschen mit Diabetes als auch Behandler*innen transparent machen, welche Einrichtungen eine besondere Expertise in der psychologischen Behandlung bei Diabetes aufweisen, sodass sie sich gezielt an sie wenden können“, führt Prof. Kulzer aus.
Das Zertifikat können ambulante sowie stationäre Behandlungseinrichtungen im Rahmen der Anerkennungsverfahren „Diabetes Exzellenzzentrum DDG“ und „Diabeteszentrum DDG“ optional erwerben. Voraussetzung für den Erwerb ist, dass in der jeweiligen Einrichtung nachgewiesenermaßen ausreichend Hintergrundwissen über die besonderen Herausforderungen und Probleme von Menschen mit Diabetes vorliegen. Die Einrichtungen müssen dabei eine definierte Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität bei der Therapie von Menschen mit diabetesbezogenen psychischen Belastungen nachweisen. Zertifizierte Einrichtungen müssen ihre Ergebnisqualität nach einem Zeitraum von sechs Monaten offenlegen. Durch gezielte Hospitationen und Kooperationen soll eine verstärkte Vernetzung der zertifizierten Einrichtungen erfolgen, was die Qualität der Einrichtungen verbessern soll.
„Diese Maßnahme ist ein wichtiger Schritt, die bisher noch suboptimale psychologische Betreuung von Menschen mit Diabetes zu verbessern“, erklärt Professor Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Karin Lange, ehemalige Leiterin der Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie an der MH Hannover. „Das Zusatzmodul soll außerdem zeigen, dass psychologische Versorgungsangebote nicht nur ein ‚Nice to have’ bei psychiatrischen Diagnosen sind, sondern – wie in Leitlinien und DMP gefordert – ein integraler Bestandteil der Diabetesbehandlung in allen Sektoren sein sollten.