Diabetes und Depression Tödlich im Doppelpack
Grundlage ihrer Einschätzung ist eine prospektive Langzeitstudie auf Basis der UK Biobank. Berücksichtigt wurden die Daten von fast 500.000 Teilnehmern, die zu Beginn der Untersuchung weder eine bipolare Erkrankung noch eine Schizophrenie aufwiesen. Passende Probanden mit Diabetes und/oder Depression bzw. ohne eine dieser beiden Diagnosen wurden anhand von Selbstauskünften, entsprechenden Rezepten und Krankenhausberichten identifiziert. Die Daten zu Mortalität und Todesursachen lieferten die jeweiligen Totenscheine, so Regina Prigge und Kollegen von der Universität Edinburgh.
Während des medianen Beobachtungszeitraums von 6,8 Jahren verstarben knapp 14.000 Teilnehmer. Das adjustierte Gesamtrisiko lag am höchsten in der Subgruppe, die von Diabetes und begleitender Depression betroffen war (Hazard Ratio, HR 2,16). Verglichen mit Patienten, die weder an Diabetes noch an Depression litten, war im rein stoffwechselkranken Kollektiv ein Anstieg der Gesamtmortalität um 62 % zu verzeichnen. Bei Patienten mit alleiniger affektiver Erkrankung betrug die Zunahme 26 %.
Synergistischer Effekt beim Zusammentreffen beider Diagnosen
Das Risiko für die Gesamt- und die krebsbedingte Mortalität überstieg bei den psychisch komorbiden Teilnehmern die Summe der jeweiligen Einzelrisiken durch Diabetes bzw. Depression. Gleiches ließ sich für jene Sterblichkeit zeigen, die weder malignom- noch kreislaufbedingt war.
Somit konnten die Studienautoren bestätigen, dass sowohl Depression als auch Diabetes jeweils für sich genommen das Mortalitätsrisiko erhöht. Außerdem ermittelten sie einen synergistischen Effekt beim Zusammentreffen beider Diagnosen. Dieser wurde maßgeblich durch Krebs und andere Todesursachen (Kreislauferkrankungen ausgenommen) verursacht.
Als Grund für die Exzessmortalität vermuten die Autoren, dass sich depressive Diabetiker mit dem Einhalten eines gesunden Lebensstils (Ernährungsdisziplin, Nikotinverzicht etc.) besonders schwertun. Außerdem ist die affektive Störung ein bekannter Risikofaktor für eine mangelhafte Compliance in Bezug auf die medikamentöse Therapie. Somit steht zu erwarten, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Depression auch die Stoffwechselkontrolle verbessert.
Quelle: Prigge R et al. Diabetologia 2022; DOI: 10.1007/s00125-022-05723-4