Sektorenübergreifende Notfallversorgung: Dänemark als gutes Beispiel

Niederlassung und Kooperation Autor: Cornelia Kolbeck

In Deutschland scheitert die Triage auch an den Sektorengrenzen. In Deutschland scheitert die Triage auch an den Sektorengrenzen. © Robert Poorten – stock.adobe.com

Seit Jahren wird in Deutschland kontrovers über die Notfallversorgung diskutiert – meist aus der Perspektive des jeweiligen Sektors. Dabei eröffnet der Blick über die Landesgrenze, konkret ins dänische Odense, die Sicht auf eine gute kooperative Lösung.

Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) hatte zum Fachsimpeln ins Online­forum „Akut- und Notfallversorgung: künftig wie ein Uhrwerk?“ eingeladen. „Ich bin von Odense begeistert“, äußerte sich hier Zi-Vorstandschef Dr. Dominik von Stillfried. Das Vorgehen in der Großstadt auf der dänischen Insel Fünen laufe folgendermaßen ab: Der Zugang zur Notfallversorgung erfolgt über den Rettungsdienst 112, über eine ärztliche Einweisung oder über die telefonische Ersteinschätzung analog zum deutschen 116117-Verfahren.

Ein sog. Flowmaster steuert dann die Patientenbehandlung vor Ort. Er kontrolliert, dass Abläufe rechtzeitig abgeschlossen sind. Er koordiniert den Personaleinsatz und die Bettenbelegung bei Aufnahme ins Krankenhaus. Die Datenbasis des Flowmanagements ermöglicht auch die Identifikation von Engpässen und Ineffizienzen. Für den Zi-Chef ist das ein „bemerkenswerter Mechanismus“. So werde auch eine effiziente Arbeitsteilung zwischen Arztpraxen und Notaufnahmen unterstützt.

Die Politik hat schon reagiert, aber nicht scharf genug

Dr. von Stillfried lobte das Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums, mit dem „Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“ Festlegungen zur Reform der ambulanten Notfallversorgung machen zu wollen. Die KBV würde demnach bundesweit einheitliche Vorgaben zur Durchführung einer qualifizierten und standardisierten Ersteinschätzung des ambulanten medizinischen Versorgungsbedarfs von Hilfesuchenden machen können. Dass eine solche Regelung eine sinnvolle Ergänzung der telefonischen Ersteinschätzung sein kann, zeige das Beispiel Dänemark.

Am Flowmaster-Modell interessiert zeigte sich auch Professor Dr. Martin Möckel, Ärztlicher Leiter Notfallmedizin/zentrale Notaufnahmen und der Chest Pain Units Campus Charité Mitte und Campus Virchow-Klinikum in Berlin. Dies sei eine faszinierende Idee. In Deutschland hält er das aber aufgrund der Sektorentrennung bisher für nicht machbar. In Odense seien zudem die Räumlichkeiten auch viel größer und es gebe doppelt so viel Personal. Auffallend sei auch die digitale Unterstützung. Der Zugang zu Patientendaten sei von ambulant bis stationär von jeder Stelle aus möglich. Hier stehe man in Deutschland wegen des Datenschutzes noch ganz am Anfang.

Dr. Eckhard Starke, Vorstandsvize der KV Hessen, beklagt die „Sprachlosigkeit zwischen Kliniken und ambulanter Versorgung“. Die Politik habe zwar reagiert, aber noch nicht scharf genug. Im Zuge der Gesetzesreform hält Dr. Starke u.a. eine Regelung für erforderlich, die es erlaubt, dass Notfallpatienten künftig von Rettungsdiensten auch zu Praxen zur Behandlung gebracht werden können. Dazu läuft in Hessen ein Pilotprojekt. Außerdem müsse es über die Sektoren hinweg eine gemeinsame Sprache geben. Das sei z.B. der Vorteil des hessischen Modells, bei dem mithilfe der digitalen Systeme SmED und IVENA alle notwendigen Gesundheitsdaten direkt zur Verfügung gestellt würden.

Quelle: Zi-Pressekonferenz