Produktivitätskiller Teamkonflikt Die Wirtschaftlichkeit der Praxis durch bessere Personalführung steigern
Mitarbeitende bilden Grüppchen, geben Infos unzuverlässig weiter, fehlen ständig: All das sind Zeichen dafür, dass es im Team nicht rundläuft. Darunter leiden nicht nur die Nerven der Leitung, sondern auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebs. Von einem „Produktivitätskiller“ spricht Praxisberater Dietmar Karweina im Kompaktratgeber „Ein starkes Praxisteam entwickeln und führen“.
Wie sich die Situation dauerhaft verbessern lässt, stellt viele Ärzte vor Rätsel. Neben dem Alltag bleibt wenig Zeit, sich mit individuellen Befindlichkeiten auseinanderzusetzen, gleichzeitig sind die Erwartungen an Vorgesetzte aber hoch. „Führungspersonen sollen menschlich und zugleich unfehlbar sein – ein schwieriger Spagat“, resümiert der Berater.
Um die Stimmung im Team messbar zu machen, empfiehlt er einen Fragebogen des Instituts für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategieentwicklung. Dieser thematisiert unter anderem die Arbeitszufriedenheit, den Informationsfluss, die Eindeutigkeit von Entscheidungen sowie die Sinnhaftigkeit der Arbeit. Am Ende wird ein Team-Score errechnet, der zeigt, wie die Zusammenarbeit die Produktivität beeinflusst.
Bei mehr als 80 % steuert sich das Team selbst, erklärt der Praxisberater die Score-Analyse. „Alle wissen, was sie zu tun haben und erledigen ihre Aufgaben selbstständig.“ Außerdem unterstützen sich die Fachkräfte, der Arzt ist entlastet.
Weniger als 40 % sind fatal. Dann arbeiten die Fachkräfte eher zweckverbunden, die Leistung ist in der Regel ungenügend. Aber auch Ergebnisse zwischen 40 und 60 % sind nicht optimal. Dann funktioniert das Team zwar halbwegs als Gruppe, es gibt aber nur geringe Synergien, wenig Eigeninitiative, ungelöste Konflikte und erhöhte Fehlzeiten.
Praxisteams brauchen konkret definierte Ziele
Um Zusammenarbeit und Wirtschaftlichkeit zu steigern, rät Karweina sowohl zu Führungsschulungen als auch zu Team-Workshops. Ärztliche Führungskräfte können dabei reflektieren, welche Rollen ihre Position umfasst und wie sie gut auszufüllen sind. Im Ratgeber veranschaulicht Karweina das Funktionieren der Praxis außerdem anhand eines Führungsmodells. Zentral sind dabei konkret definierte Ziele. Erreicht werden können sie nur, indem das Team angemessen gefördert und gefordert wird. Die Grundlage bilden die Werte und Führungsprinzipien des Arztes. Für all diese abstrakten Begriffe nennt Karweina Beispiele und gibt Tipps.
Hilfreich ist dabei, die Perspektive der Mitarbeitenden nachzuvollziehen. Was wünschen sie sich am meisten? Die Antwort auf diese Frage laute „einheitlich agierende Chefs“, weiß Karweina aus seiner Arbeit mit den Teams. Doch auch klare Aufgaben und Verantwortungsstrukturen, Eigenständigkeit, Abwechslung, Karrieremöglichkeiten und ein angemessenes Gehalt sind wichtig.
Angestellte finden jederzeit neue Jobs
Ein gängiger Fehler sei es, vom Team viel zu fordern, aber gleichzeitig wenig Wertschätzung zurückzugeben, warnt der Berater. Darunter leiden die Motivation und die emotionale Bindung an den Arbeitgeber. Die Mitarbeitenden kündigen erst innerlich, wenig später offiziell. Die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer sei durch die für sie vorteilhafte Lage am Arbeitsmarkt 2022 enorm gestiegen.
Damit Fachkräfte nicht weglaufen, erklärt der Praxisberater, welche Maßnahmen die Motivation fördern, wie Kritikgespräche konstruktiv bleiben und wie Bewerber so ausgewählt werden, dass sie zur Praxis passen.