Neues Online-Sprechzimmer Entlastung für Arzt und Patient

Praxisführung Autor: Yvonne Schönfelder

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Volle Wartezimmer, kurz kalkulierte Zeiten für das Patientengespräch. Um den knapper werdenden ärztlichen Ressourcen entgegenzuwirken, entpuppt sich die digitale Patientenkommunikation als wichtiges Zukunftsmodell. Video-Sprechstunden sind ein erster Ansatz, den Arzt-Patienten-Kontakt flexibler und ortsunabhängig zu gestalten. Eine neue Online-Sprechstunde geht noch einen Schritt weiter und bietet eine zeitunabhängige Lösung.

Unnötige Wege für Patienten sparen, Wartezeiten verringern, die Praxis-Sprechstunde entlasten. Und das alles sicher und abrechenbar – so lautet das Ziel der neuen Online-Plattform meinarztdirekt.de. Die Idee hatte Dr. Michael Gurr, hausärztlich tätiger Landarzt in Eisenberg, als Lösungsansatz für die gigantischen Patientenkontaktzahlen: Konsultationen, die eigentlich keinen unmittelbaren Arzt-Patienten-Kontakt erfordern, können über das Online-Sprechzimmer aus der normalen Sprechstunde ausgelagert werden.

Beratung ohne Sprechstundentermin

Die Kommunikation erfolgt schriftlich und dadurch orts- und zeitunabhängig – ein Vorteil gegenüber Video-Sprechstunden, für die ebenfalls ein Termin eingeplant werden muss. Arzt und Patient tauschen sich über eine Website aus, die auch für die Nutzung auf mobilen Endgeräten optimiert wurde. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Befunde, Röntgenbilder oder Fotos anzufügen. Hier gehen vermutlich bezüglich der Datensicherheit bei vielen die Alarmglocken an. Doch laut Gurr ist der Datenaustausch zwischen Arzt und Patient zuverlässig verschlüsselt, ähnlich dem Online-Banking. Die Daten können nicht von Dritten eingesehen oder abgefangen werden und werden ausschließlich von Servern in Deutschland verarbeitet und gespeichert.

So nutzen Patienten das Online-Sprechzimmer

"Patient P. S. schickt mir seinen MRT-Befund, der wegen eines Bandscheibenvorfalls angefertigt wurde. Ich beurteile das MRT und lege die Therapie fest. Ein Rezept über Physiotherapie wird dem Patienten, der drei Tage zuvor in der Präsenzsprechstunde von mir untersucht wurde, zugesandt."

Zielgruppe sind ausschließlich Patienten, die ihrem Arzt persönlich bekannt sind. Der Arzt selbst entscheidet, welche Patienten hierfür infrage kommen. Mit einem persönlichen Zugangscode meldet sich der Patient schließlich an. Mittlerweile sind über 100 Patienten von mehreren Ärzten registriert.

Kosten und Leistung

Der Arzt registriert sich durch die Angabe seiner persönlichen Daten sowie seiner Approbationsdaten. Die Einrichtungspauschale beträgt einmalig 49,90 Euro. Für die Nutzung des Online-Sprechzimmers zahlt der Arzt pro Monat 19,90 Euro oder 200 Euro jährlich. Dafür kann er folgende Leistungen nutzen: Rechnungsabwicklung, Geldeinzug, Honorarweiterleitung, IT-Leistungen, Hotline, sicherer Betrieb der Plattform und Informationsmaterial zum Download (für die drei erstgenannten Leistungen gibt es eine gesonderte Preisstaffelung; Informationen unter FAQ bei meinarztdirekt.de).

Der Patient bezahlt die Leistung privat wie eine Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) bequem über ein integriertes Online-Bezahlsystem. Die Höhe der Vergütung legt der Arzt nach den Bestimmungen seiner jeweiligen Gebührenordnung (GOÄ, GOZ oder GOP) fest. Mit verschiedenen gesetzlichen Kassen steht Gurr zurzeit noch in Kontakt: "Die Kassen sind interessiert. Eine Entscheidung ist jedoch noch nicht getroffen", so Gurr.


Autor: Yvonne Schönefelder

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2017; 39 (1) Seite 65
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.