Elektronische Patientenakte IT-Dienstleister passen mit Hochdruck ihre Verwaltungssoftware an, Korrekturschleifen während des Live-Betriebs sind absehbar 

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Michael Reischmann

Geplanter Start der ePA in zwei Pilotregionen Mitte Januar sowie bundesweit Mitte Februar 2025 gilt noch als „sehr sportlich“. Geplanter Start der ePA in zwei Pilotregionen Mitte Januar sowie bundesweit Mitte Februar 2025 gilt noch als „sehr sportlich“. © sh99–adobe.stock.com

Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband befürwortet die Opt-out-ePA, aber er warnt vor einem „Chaos-Start“ Anfang nächsten Jahres. Der Stand der Umsetzung sei „extrem ernüchternd“, moniert der Bundesvorsitzende Dr. Markus Beier.

„Alles deutet aktuell darauf hin, dass die PVS-Anbieter zum ePA-Start de facto nicht bereit sein werden“, so Dr. Beier. Ihr Versagen würde – mitten in der Infektsaison – die Praxen überlasten. Zumal, wenn ein Großteil der über 70 Millionen gesetzlich Versicherten „vor unseren Türen stehen wird und fragt, was nun zu tun ist“.

In einem Beschluss fordern die Delegierten des 45. Hausärztinnen- und Hausärztetages, dass die ePA technisch so ausgereift sein muss, dass sie im Praxisalltag bestehen kann. Dazu gehörten schnelle Zugriffszeiten und eine Volltextsuche.

Wenige Kilometer von der Verbandstagung entfernt fand zeitgleich der Praktikerkongress des Bundesverbandes MVZ statt. Was dort Lena Dimde, ePA-Expertin der Gematik, und Frank Schiller, Geschäftsführer von Informatics Systemhaus, berichteten, dürfte die Ärzteschaft kaum beruhigen.

Der Zeitplan zum Start der ePA in zwei Pilotregionen Mitte Januar sowie bundesweit Mitte Februar 2025 sei „sehr sportlich“, findet Schiller. Bis dato hätten die IT-Dienstleister noch keine ePA3 testen können. Wie beim E-Rezept sei mit einer Anpassungsphase von drei bis sechs Monaten zu rechnen. Tatsächlich ist es üblich, IT-Produkte aufgrund der Rückmeldungen der unzufriedenen Anwender zu optimieren.

Es sei ein „Riesen-Aufwand“, 15 bis 20 Jahre alte Praxissysteme an die aktuellen Anforderungen anzupassen, erklärte Schiller. Zumal es neben der ePA weitere Neuerungen einzubauen gilt. Eventuell sei das komplette Re-Design eines Systems notwendig. Die Erwartung von Ärzten, dass ein ePA-Vorgang mit Anklicken, Speichern und Anzeigen maximal zwei Sekunden dauern dürfe, werde auf Basis der heutigen Technik „so nicht gleich“ Realität werden.

In Online-Treffen mit der Gematik machen sich die IT-Anbieter schlau, wie z. B. die Gestaltung der ePA-Oberfläche im PVS (Struktur, Farblichkeiten, Icons) aussehen kann. Die Gematik hält dafür einen Klickdummy parat. 

Stardard für die Benennung der Dateien ist noch zu finden

Dieser bietet auch den Praxisteams eine erste Anmutung. Gematik und KBV beginnen, die Leistungserbringer ausführlich über die ePA zu informieren (z. B. epa-fuer-alle.de). Am 2.10., 17–18.30 Uhr, informiert die Gematik die Praxen online über die ePA und die nächsten Schritte.

Für die Anwendung der ePA3 in den Praxen bedürfe es allein eines Updates des Primärsystems Anfang 2025, erklärte Dimde. Doch vieles bleibt noch im Ungefähren. Gefragt, wie die einheitliche Benamung der Dateien lauten soll, vertraut die Gematik-Vertreterin darauf, dass diese „Herausforderung“ von ärztlichen Organisationen bewältigt wird. Auch können Diagnosen zunächst nicht strukturiert gespeichert werden.

Zur Vorbereitung riet Schiller Praxen und MVZ, ihre IT-Dienstleister zu bitten, die Ablaufdaten der verwendeten Karten (Heilberufsausweis, SMB-C, SMC-KT) prüfen zu lassen, um rechtzeitig Ersatz zu bestellen. Werde das versäumt, drohe bei einer Unterbrechung tagelang das Ersatzverfahren.

Medical-Tribune-Bericht