Immunmodulation und Impfschutz Kann Dupilumab zusammen mit Lebendvakzinen verabreicht werden?

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Ärzte sollten die Entscheidung im Einzelfall zusammen mit den Patienten bzw. den Familienangehörigen treffen. Ärzte sollten die Entscheidung im Einzelfall zusammen mit den Patienten bzw. den Familienangehörigen treffen. © Pormezz – stock.adobe.com

Bislang gilt die Verabreichung von Lebendimpfstoffen bei Patienten, die mit Dupilumab behandelt werden, als kontraindiziert. Ein Expertengremium hat jetzt verschiedene Studien ausgewertet und Empfehlungen in Bezug auf die Impfung formuliert.

Der humane monoklonale Antikörper Dupilumab kommt bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz. So hat er sich unter anderem bei der Therapie von Asthma, atopischer Dermatitis und eosinophiler Ösophagitis bewährt. Seit einiger Zeit ist das Biologikum auch für die Behandlung von Kindern ab sechs Monaten zugelassen. Dabei stehen Ärzte jedoch oft vor einem Dilemma, da einige für Babys bzw. Kleinkinder empfohlene Impfungen eigentlich nicht zusammen mit Dupilumab verabreicht werden sollten. Dies betrifft beispielsweise Vakzinen gegen Rotaviren, Masern, Mumps, Röteln oder Varizellen, die nur als Lebendimpfstoffe zur Verfügung stehen.

Gemäß Angaben des Herstellers ist die Impfung mit Lebendimpfstoffen eine Kontraindikation für die Behandlung mit Dupilumab. Der Grund hierfür ist die potenzielle immunmodulatorische Wirkung des Antikörpers, der gegen die α-Untereinheit des Interleukin (IL)-4-Rezeptors gerichtet ist und die IL-4- und IL-13-Signalwege hemmt. Bislang gab es jedoch keine belastbaren Daten zu dem Thema, da Patienten, die innerhalb von zwölf Wochen vor Studienbeginn einen Lebendimpfstoff erhalten hatten, aus den Zulassungsstudien ausgeschlossen wurden.

Experten des American College of Allergy, Asthma & Immunology (ACAAI) haben jetzt unter Federführung von Dr. Jay Lieberman von der University of Tennessee Health Science Center and LeBonheur Children’s Hospital in Memphis ein Positionspapier zur Verabreichung von Impfungen bei Patienten, die Dupilumab erhalten, herausgegeben. Grundlage für ihre mittels Delphi-Verfahren erarbeiteten Empfehlungen bildete eine systematische Literaturrecherche.

Das Expertengremium identifizierte insgesamt neun ihrer Einschätzung nach geeignete Studien, davon fünf Kohortenstudien, eine randomisierte kontrollierte Studie, zwei retrospektive Fall-Kontroll-Studien und eine Fallserie. Auf Basis dieser Daten kam es zu dem Schluss, dass die Verwendung von Impfstoffen bei Patienten, die Dupilumab erhalten, wahrscheinlich sicher und wirksam ist. Darüber hinaus gehen die Experten davon aus, dass die Patienten eine ausreichende Immunantwort auf die Impfung entwickeln. Auch die Verabreichung von Lebendimpfstoffen kann ihrer Ansicht nach als sicher betrachtet werden. Mit nur einer Gegenstimme waren sich die Experten hinsichtlich dieser Empfehlung in hohem Maße einig (89,3 %). Sie empfehlen, dass Ärzte die Entscheidung im Einzelfall zusammen mit den Patienten bzw. den Familienangehörigen treffen.

Quelle: Lieberman JA et al. Ann Allergy Asthma Immunol 2024; DOI: 10.1016/j.anai.2024.05.014