eRezept Roll-Out-Pläne werden heftig kritisiert
Bislang stößt das eRezept unter Medizinern und Pharmazeuten auf keine allzu große Begeisterung. Es steckt nach wie vor in einer Testphase, erst rund 16.000 Exemplare wurden eingelöst. Die Gematik erwägt zwar eine verpflichtende Umsetzung zum September – doch diese Pläne stoßen in der Ärzteschaft auf heftige Kritik. Demnach würde der Roll-Out in Schleswig-Holstein und Bayern beginnen. Ab Dezember sollen sechs weitere, noch nicht definierte Bundesländer folgen, ab Februar 2023 würde die digitale Verordnung dann flächendeckend umgesetzt. Ob dies so geschehen wird, ist angesichts der politischen Debatte jedoch ungewiss. Ein Beschluss der Sondergesellschafterversammlung der Gematik ist für Ende Mai geplant (Stand: 13. Mai).
E-Rezept-Enthusiasten leisten Überzeugungsarbeit
Um dem eRezept Starthilfe zu geben, haben sich kürzlich einige Ärzte, Unternehmen und Interessenvertreter zu einem Verein zusammengeschlossen. Unter dem Namen „E-Rezept-Enthusiasten“ wollen sie Praxen und Apotheken von der digitalen Verordnung überzeugen. Sie hoffen, dass sich Fehlmedikationen vermeiden lassen.
Eine breite Nutzung sei wichtig, um Stolpersteine in der Software schnell zu identifizieren, erklärt Ralf König, erster Vorsitzender des Vereins, Apotheker und bis Ende 2021 Berater des Bundesgesundheitsministeriums in Sachen Digitalisierung. Mediziner und Pharmazeuten verwenden unterschiedliche Software, bei jeder Kombination können Probleme auftreten.
Der Hausarzt und zweite Vorsitzende Dr. Nicolas Kahl betont, Patienten würden die digitale Verordnung interessiert annehmen. Das rosafarbene Rezept habe sich hingegen zu einem „echten Störfaktor“ für die Praxisabläufe entwickelt.
Zu den Mitgliedern gehören viele Größen der Branche. So etwa die Unternehmen Compugroup Medical und Medatixx. Eine politische Vorgeschichte hat neben König auch Christian Klose, der die Unterabteilung „Gematik, Telematikinfrastruktur, E-Health“ des Gesundheitsministeriums leitete und kürzlich zu IBM Deutschland wechselte.
Medical-Tribune-Bericht