Quick and safe  TI-Messenger für den Austausch im Gesundheitswesen

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Cornelia Kolbeck | Michael Reischmann

Der Messenger von Famedly ist der erste TI-Messenger, der bisher von der Gematik zugelassen wurde. Der Hersteller informiert dazu im Web. Der Messenger von Famedly ist der erste TI-Messenger, der bisher von der Gematik zugelassen wurde. Der Hersteller informiert dazu im Web. © Romafa - stock.adobe.com

Der TI-Messenger ist der Sofortnachrichtendienst der Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen. Mit der elektronischen Patientenakte für alle können Versicherte den TI-Messenger ab 2025 auch über die ePA-App nutzen. Doch braucht es ihn angesichts vieler Alternativen?

Die Gematik hat mit dem TI-Messenger (TI-M) einen neuen Kommunikationskanal eröffnet. Dieser soll Praxis- und Klinikteams den Versand und Empfang von Kurznachrichten über IT-Anbieter- und Sektorengrenzen hinweg ermöglichen. Ein erstes Produkt hat die Gematik zugelassen, in einigen Unikliniken wird TI-M schon genutzt. In die Breite gelangt die – für Heilberufler freiwillige – Anwendung voraussichtlich aber erst 2025, wenn durch die Einbindung in die ePA auch Versicherte und Kassen damit kommunizieren können. Hier einige wichtige Fragen und Antworten.

Was bietet TI-M?

  • Adressbuch mit erreichbaren Kollegen, Gematik-Verzeichnisdienst mit Kontaktinfos von Gesundheitseinrichtungen
  • Kurznachrichten senden und empfangen, Teilen von Dokumenten (PDF), Sprachnachrichten oder Fotos ohne Größenlimit
  • Chatgruppen mit Kollegen, z.B. für den einrichtungsübergreifenden und interdisziplinären Austausch. Chats können als Patientenfälle gekennzeichnet werden.
  • Push-Meldungen informieren Nutzer über neue Nachrichten. Statusmeldungen (z.B. aktiv, abwesend, nicht stören, Urlaub von/bis) helfen, das Nachrichtenaufkommen zu steuern.
  • Archivfunktion: Die fallbezogene Kommunikation kann in der lokalen Patientenakte im PVS oder KIS abgelegt werden.
  • Funktionspostfächer, um einzelne Stationen, Abteilungen oder andere Einrichtungen gezielt anzuschreiben.
  • Barrierefreiheit durch Anpassung der Schriftgröße oder Vorlesefunktion

Wieso noch TI-M, es gibt doch schon sehr sichere Messenger?

Viele bekannte Messenger sind primär für die private Nutzung ausgelegt. Es gibt auch etliche speziell für Akteure im Gesundheitswesen, zum Teil von Ärzteverbänden empfohlen. Was aber fehlt, ist die Kommunikation über die einzelnen Anbieter hinweg. Mit TI-M gibt die Gematik einen neuen Standard für interoperable Kommunikation vor.

Wann nutzt man KIM, wann TI-M?

KIM dient der Standard-Kommunikation, etwa um einen eArztbrief oder eine eAU signiert zu versenden. TI-M ist für die flüchtige Kommunikation gedacht – für den organisatorischen Austausch zwischen Kollegen einer Einrichtung oder für kurze Rückfragen an einen Überweiser.

Ist TI-M automatisch Teil von KIM?

KIM und TI-M sind zwei getrennte Anwendungen. Inwiefern der TI-Messenger als Teil des Primärsystems angeboten wird, obliegt den Anbietern. Leistungserbringer sind nicht verpflichtet, TI-M zu nutzen.

Welche Voraussetzungen sind für die TI-M-Nutzung  zu erfüllen? 

  • TI-Anschluss, um im TI-Adressbuch eingetragen zu sein und als Chatpartner gefunden zu werden
  • KIM-E-Mail-Adresse oder Gematik Authenticator
  • SMC-B-Karte inkl. PIN für die Authentifizierung der Leistungserbringerinstitutionen
  • ggf. HBA inkl. PIN, wenn individuelle Kommunikation über die Organisation hinaus gewollt ist

Was kostet TI-M?

Das 2019 gegründete Berliner Start-up Famedly hat die Gematik bei der Entwicklung der Standards beraten. Ein vorhandener Messenger wurde dann von Famedly an die Gematik-Vorgaben angepasst (DSGVO-konform, interoperabel) und im April zertifiziert. Nutzbar sind eine App und eine Browserversion. Interessenten können eine Demoversion testen und sich beraten lassen. Für die Freischaltung des Programms reicht eine KIM-Mail.

Können Versicherte über TI-M Kontakt zum Arzt aufnehmen?

Versicherte können z.B. einen Praxis-Account erreichen, der durch MFA betreut werden kann. Ein direkter Kontakt mit dem Arzt ist über den TI-Messenger nicht möglich – es sei denn, der Arzt wünscht dies explizit.

  • Was sind TI-M Pro, TI-M ePA und TI-M Connect?
  • TI-M Pro: Heilberufler und Kostenträger können anbieter- und sektorenübergreifend organisationsintern miteinander kommunizieren. Seit April 2024 verfügbar.
  • TI-M ePA: Versicherte können über den TI-Messenger in der ePA mit Heilberuflern und Kostenträgern kommunizieren. Verfügbar laut Gematik: 3. Quartal 2025.
  • TI-M Connect: Integration vom TI-Messenger in Produkte und Plattformen von Drittanbietern für Austausch per Videochat und Videosprechstunden.

Wo gibt es valide Infos zu TI-M?

Die Gematik informiert auf ihrer Webseite über TI-M, z.B. mit Checklisten und Grafiken. Im Juni gab es ein Webinar in Kooperation mit dem Verband medizinischer Fachberufe. Auch die meisten Antworten in diesem Artikel sind aus den Angaben der Gematik zusammengestellt.