MFA-Ausbildung Wie Praxen sich leistungsstarke MFA heranziehen können

Praxismanagement , Team Autor: Isabel Aulehla

Positives Feedback nach gelungener Arbeit kann zu einem Motivationsschub bei den MFA-Auszubildenden führen. (Agenturfoto) Positives Feedback nach gelungener Arbeit kann zu einem Motivationsschub bei den MFA-Auszubildenden führen. (Agenturfoto) © Gorodenkoff – stock.adobe.com

Eine kompetente Ausbildung führt zu qualifizierten Fachkräften. Wie lässt sich die Lehre in der Praxis verbessern? Zwei Expertinnen geben leicht umsetzbare Tipps. 

Wollen Praxen gute MFA gewinnen, ist die Ausbildung derzeit fast der einzige Weg. Allerdings läuft sie in vielen Betrieben mehr so nebenher, wird im schlimmsten Fall gar als Belastung betrachtet. Unter solchen Bedingungen sind angehende MFA wenig motiviert, zu bleiben. „Der Beruf ist toll. Aber wenn man von Anfang an ausgebrannt ist und eine schlechte Zeit in der Ausbildung hat, hat man keine Lust mehr“, resümiert ­Barbara Kronfeldner, selbst MFA und Referatsleitung für MFA im Verband medizinischer Fachberufe. Gemeinsam mit der Tiermedizinischen Fachangestellten Nicole Josten-Ladewig erklärt sie in Seminaren, worauf es bei der Ausbildung in den Praxen ankommt. 

Ausbildungsbeauftragte

Um die Ausbildung zu einem festen Bestandteil der Praxisnormalität zu machen, ist es sinnvoll, eine interessierte MFA zur Ausbildungsbeauftragten zu qualifizieren. Beispielsweise bietet das Bildungswerk für Gesundheitsberufe entsprechende Fortbildungen an (s. Link). Ausbildungsbeauftragte kennen die gesetzlichen Bedingungen, planen die einzelnen Schritte im Betrieb, sind die erste Ansprechstelle der Azubis und verfolgen deren Entwicklung. Damit die jeweilige Person genug Zeit hat, sollte ihr ein Stundenkontingent zugesprochen werden. Kronfeldner und Josten-Ladewig empfehlen, bei einem Azubi im Betrieb etwa fünf Stunden pro Woche für Ausbildungsbelange einzuplanen.  

Ausbildungsplan

Es ist gesetzliche Pflicht,  trotzdem halten sich viele Betriebe nicht daran: Unternehmen müssen die Ausbildung in einem betrieblichen Ausbildungsplan strukturieren. Der Plan überträgt die abstrakten Inhalte des Ausbildungsrahmenplans für MFA auf die Wirklichkeit des Praxis­alltags: Wer arbeitet wen wann und wie lang in welchen Themenbereich ein und welches Wissen soll dabei vermittelt werden? Josten-Ladewig und Kronfeldner raten dazu, den Plan abwechslungsreich zu gestalten und reichlich Zeit für Wiederholung einzukalkulieren. 

Interne Schulungen 

Nicht immer kommen Azubis mit dem Berufsschulunterricht mit. Um Inhalte zu vertiefen und besser auf den eigenen Betrieb zuzuschneiden, bieten sich regelmäßige interne Azubi-Schulungen an. Die Ausbildungsbeauftragte kann sich dafür einmal im Monat für zwei Stunden nach Praxisschluss in lockerer Atmosphäre mit den jungen Menschen zusammensetzen. In Kurzvorträgen werden verschiedene Inhalte aufbereitet, zu Beginn ist z.B. eine Knigge-Schulung über die Umgangsformen in der Praxis sinnvoll. Auch Datenschutz, Hygiene oder der Umgang mit schwierigen Patienten sind wichtige Themenschwerpunkte. Falls ein Eintrag in einem Berichtsheft positiv auffällt, könne auch dazu ein Vortrag gestaltet werden, schlägt Josten-Ladewig vor. Nach dem inhaltlichen Part kann die Gruppe etwas zu essen bestellen und sich austauschen: Wie ist die Situation im Betrieb? Gibt es neue Geräte oder Medikamente? Zeichnen sich Konflikte ab?   

Delegation

Manche Praxen überfordern ihre Azubis früh. Nur, weil jemand mehrfach beim Blutabnehmen zugesehen hat, könne man ihn noch nicht selbst ans Werk lassen, erklärt Josten-Ladewig beispielhaft. „Ich setze Auszubildende auch grundsätzlich erst gegen Ende des Jahres ans Telefon“, ergänzt Kronfeldner.   

Es sollte sichergestellt sein, dass Azubis die jeweilige Tätigkeit wirklich allein beherrschen. Finden sie einen neuen Weg, eine Aufgabe zu lösen, könne man sie durchaus auch mal ausprobieren lassen, sofern keine Gefahr bestehe, meint Josten-Ladewig. Das zeige ihnen, das sie mit ihren Ideen ernst genommen würden und sie sich einbringen dürften. Ob eine Methode wirklich effizient sei, würden sie nach und nach selbst merken.

Wundert sich das Praxisteam darüber, dass Auszubildende Aufgaben nicht übernehmen, obwohl sie vermeintlich dazu aufgefordert wurden, gilt es, die Kommunikation zu hinterfragen: Wurde die Anweisung wirklich klar vermittelt? Beispielsweise ist die Äußerung „da hinten stehen Kisten herum“ unkonkret. Eigentlich gemeint: „Es wäre schön, wenn du die Kisten ausräumen und entsorgen würdest.“

Was Azubis in der praktischen Abschlussprüfung können müssen

Nicht in allen Praxisteams ist bekannt, was angehende MFA in ihrer Abschlussprüfung eigentlich stemmen müssen – schließlich sind viele Fachkräfte noch als „Arzthelferin“ ausgebildet worden. Folgende Aufgabe einer praktischen Abschlussprüfung der Bayerischen Landesärztekammer verdeutlicht, worauf die Betriebe vorbereiten müssen. Wüssten Ihre Azubis, welche Schritte in dem Szenario gefordert sind?

Prüfungsaufgabe:
„Herr Schön (Hausärztin Dr. Ebner) erscheint zur vereinbarten Gesundheitsuntersuchung in Begleitung seiner Ehefrau. Es ist der zweite Arzt-Patienten-Kontakt im Quartal. Die Laboruntersuchungen erfolgten bereits vor 7 Tagen durch die MFA. Wegen des stark erhöhten Blutzuckers erfolgt eine Blutentnahme für HbA1c, das in der Laborgemeinschaft untersucht wird.

Wegen Schmerzen im LWS-Bereich und einer von der Ehefrau beobachteten Rotfärbung des Urins beauftragt Frau Dr. Ebner Sie, ein Präparat für ein Urinsediment herzustellen, das von Ihrer Kollegin ausgewertet wird. Außerdem möchte sie eine Ultraschalluntersuchung der Uro-Genitalorgane vornehmen. Während Sie Herrn Schön in den Ultraschallraum begleiten, spricht Frau Schön mit Ihrer Chefin über die Ergebnisse der Gesundheitsuntersuchung und informiert diese, dass sie zusätzlich eine seit längerer Zeit bestehende Vergesslichkeit, Hilflosigkeit beim Ankleiden und Orientierungsschwierigkeiten bei Spaziergängen ihres Mannes beobachte.

Nach der Ultraschalluntersuchung führt Ihre Kollegin die Untersuchungen für ein vollständiges geriatrisches Basisassessment durch, die Leistungen rechnen Sie ab.

Wegen Verdacht auf Urolithiasis bekommt Herr Schön eine Überweisung zum Urologen. Frau Dr. Ebner verordnet aufgrund der festgestellten Demenz Donepezil 5 mg Tabletten für 12 Wochen in der Dosierung 1-0-0. Sie erstellt für den Patienten einen Medikamentenplan und bittet um eine Wiedervorstellung nach einem Monat.

Abschließend beauftragt Sie Ihre Chefin, dafür zu sorgen, dass ein Arztbrief DIN A4, 50 g, am nächsten Morgen um 10:00 Uhr den Kliniken Nordoberpfalz, Soellnerstraße, 92637 Weiden, bei Prof. Hans Müller eintrifft. Der Empfang des Briefes soll bestätigt werden.

Eine Patientin erscheint plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht in der Praxis. Bei dem Versuch mit ihr zu kommunizieren, bemerken Sie, dass sie nur Englisch spricht. Sie zeigt Ihnen einen durchbluteten Verband am rechten Unterarm. Sie leiten den nächsten Schritt ein.“

Lösung der Aufgabe

Geduld bei Schwierigkeiten 

Einige Betriebe klagen über ein anstrengendes Verhalten ihrer Azubis. Sie würden ständig zu spät kommen, dem Berufsschul­unterricht fernbleiben oder sich oft krankmelden. Vielleicht sind sie auch desinteressiert, arrogant, aggressiv oder kontaktscheu. Natürlich kann es sein, dass die Betreffenden einfach den falschen Berufsweg gewählt haben. Möglicherweise bestehen aber auch private Belas­tungen, meinen Kronfeldner und ­Josten-Ladewig. Etwa familiäre Probleme oder psychische Erkrankungen. Es lohne sich, im Zweifel nachzufragen und die eigene Sorge auszudrücken. Geht es wirklich um die psychische Gesundheit, müssen bei unter 18-Jährigen auch die Eltern miteinbezogen werden, je nach Fall auch Chef oder Chefin. Möglicherweise kann die Praxis eine Psychotherapie vermitteln. 

Auch, wenn beispielsweise Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, eine Lernschwäche, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Dyskalkulie bestehen, ist Geduld gefragt. Der Einsatz in der Praxis sei aber möglich, berichten die beiden Seminarleiterinnen. Arbeitsaufträge könne man einfach formulieren und schriftlich festhalten und Einsatzgebiete so wählen, dass zum Schreiben oder zu Mathematik weniger Kontaktpunkte bestehen.

Gefährden schulische Defizite oder private Probleme die Ausbildung, können junge Menschen die „ausbildungsbegleitende Hilfe“ in Anspruch nehmen. Ob sie dafür infrage kommen, entscheidet das jeweilige Jobcenter. Das kostenlose Hilfsangebot umfasst Nachhilfe und Unterstützung bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Die Betreuer sprechen bei Bedarf auch mit Eltern, Lehrern und Ausbildenden. 

Feedback

Egal, ob ein Betrieb zufrieden oder unzufrieden mit der Leistung ist – zu definierten Zeitpunkten in der Ausbildung sollten strukturierte Gespräche stattfinden, in denen es um Motivation, die bisherige Leistung und mögliche Probleme geht. Schon zu Beginn der Ausbildung ist es wichtig, transparent zu vermitteln, warum, wann mit wem und worüber gesprochen wird. Mehr als zwei Personen sollten den Jugendlichen dabei nicht gegenüber sitzen, um sie nicht zu verunsichern, rät Kronfeldner. 

Unmittelbar im Praxisalltag sei Feedback ebenso wichtig. Kleine Kommentare wie „Das ist ja ein schöner Verband geworden!“ erhöhen die Motivation und den Spaß an der Arbeit. Auch jemanden um Rat zu fragen, vermittle Wertschätzung, erzählt Josten-Ladewig: „Ihr habt doch gestern in der Berufsschule besprochen, wie XY funktioniert, erklär mir das noch mal.“ Von pauschalem Gruppenlob sei hingegen abzuraten. Stattdessen sollte Lob sich immer auf eine konkrete Leistung beziehen und nur die Person ansprechen, die es verdient. 

Wenn eine Leistung nicht gut ist, sollte dies in der Situation ebenfalls direkt angesprochen werden – allerdings nicht vor Dritten, betonen die beiden Referentinnen. Es sei sinnvoller, erst im Anschluss zum Vier-Augen-Gespräch zu bitten. „Bei Fehlern greife ich so ein, dass der Patient nicht merkt, dass etwas nicht gestimmt hat, selbst wenn eine Gefährdung vorgelegen hat“, berichtet Kronfeldner.

Goodies

Die Praxis hebt sich als Ausbildungsbetrieb besonders hervor, wenn sie Azubis kleine Sachzuwendungen spendiert. Josten-Ladewig schenkt zum ersten Berufsschultag beispielsweise eine Schultüte, bei Zwischen- oder Abschlussprüfungen gibt es ein kleines Nervenpaket, um die gestressten Prüflinge daran zu erinnern, dass jemand an sie denkt. Um solche Maßnahmen zu ermöglichen, sollten Praxisinhaber und -inhaberinnen ein Ausbildungsbudget bereitstellen. Auch ein Jobticket, Tankgutscheine oder eine vergünstigte Mitgliedschaft im Fitnessstudio werden gerne angenommen und binden das Personal enger an die Praxis. 

Quelle: Bundeskongress des Verbands medizinischer Fachberufe