Biopharmazeutika hoch im Kurs
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Mehrere Rekorde haben wir im Jahr 2017 geknackt“, berichtet Dr. Frank Mathias, Vorsitzender der Interessensgruppe für Biotechnologie (vfa bio) im Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), bei der Vorstellung des „Biotech-Reports 2018“. So habe sich im letzten Jahr der Umsatz mit Biopharmazeutika, mit Medikamenten aus gentechnischer Herstellung, im ambulanten und Klinikbereich gegenüber dem Vorjahr um gut 10 % auf 10,2 Milliarden Euro erhöht. In der Gesamtbetrachtung hätten sich die Umsätze seit 2005 fast vervierfacht.
Auch der Umsatz am Gesamtpharmamarkt stieg im letzten Jahr, wie schon in den Jahren zuvor, nochmals an, auf 26 %. Ausschlaggebend für diese Umsatzzahlen seien weiter zunehmende Verordnungen aufgrund des hohen Bedarfs. „Nur mit Biopharmazeutika erreichen Sie neue Behandlungsmöglichkeiten für schwerste Krankheiten“, sagt Dr. Mathias. Mehr als je zuvor wurden laut Verband im letzten Jahr insgesamt 23 neue Biopharmazeutika zugelassen (siehe Grafik); darunter zehn Biosimilars.
Auch einen Zuwachs bei den Mitarbeiterzahlen verzeichnet die Branche. So wurden in Deutschland insgesamt 47.000 neue Stellen geschaffen; ein Plus von fast 7 % im Vergleich zum Vorjahr.
Eine führende Rolle spielt Deutschland laut Dr. Mathias in Bezug auf den Produktionsstandort. Derzeit befindet sich die Bundesrepublik auf dem zweiten Platz, wenn es um die Vielfalt der zu produzierenden Biopharmazeutika geht. So würden hierzulande 30 von insgesamt 148 in der Europäischen Union produzierten Biopharmazeutika hergestellt.
Zu den umsatzstärksten Bereichen im letzten Jahr zählten zum einen die Onkologie mit insgesamt mehr als 250 biopharmazeutischen Stoffen, einem Plus im Vergleich zum Vorjahr von 14 %. Zum anderen produzierten Pharmahersteller 2017 122 Wirkstoffe für den Bereich der Immunologie. So wurden mehr als 50 % des Umsatzes in diesen beiden Bereichen generiert.
Mit einem Problem habe die Branche aber zu kämpfen: „Wie in vielen anderen Bereichen herrscht auch hier Talentknappheit“, berichtet Judith Wallenstein, Senior Partnerin der Boston Consulting Group, die den Report zusammen mit vfa bio erstellt hat. So würden vor allem qualifizierte Pharma- und Biotechingenieure fehlen. „Die Qualität der Ausbildung in Deutschland ist exzellent“, betont Wallenstein. Viele Absolventen treibe es aber nach der Ausbildung in die USA, da dort bessere Möglichkeiten zur Forschung beständen.
Ein Grund für den Verband, von der Regierung zum einen eine steuerliche Forschungsförderung zu fordern, zum anderen bräuchten Pharmahersteller mehr Innovationskapital, das gerade kleinen und mittleren Unternehmen oft fehle.Notwendig sei aber auch „eine angemessene Bewertung und Honorierung von Biopharmazeutika“, so Dr. Mathias.