Coronaimpfung Aktuelle Daten zu Krebspatienten
In der Zulassungsstudie erreichte der mRNA-Impfstoff BNT162b2 gegen SARS-CoV-2 eine Wirksamkeit von 91 % nach sechs Monaten in der Gesamtstudiengruppe. Eine Posthoc-Analyse speziell für die Teilnehmer, die schon einmal an Krebs oder einer anderen Neoplasie erkrankt waren oder sind, ergab nun, dass diese ebenfalls sicher geimpft werden können. Nach Erhalt von zwei Dosen im Abstand von drei Wochen waren sie ähnlich gut vor COVID-19 geschützt wie die Gesamtkohorte.
Professor Dr. Stephen Thomas vom Institute For Global Health And Translational Sciences der Upstate Medical University in Syracuse berichtete über die 3.813 der mehr als 44.000 Teilnehmer mit Krebsvorgeschichte im Alter von mind. 16 Jahren.1 Eine aktive Krebserkrankung hatten 4 % von ihnen, weitere 57 % waren in der Vergangenheit deswegen in Behandlung.
Doppelt Geimpfte hatten ein um 92,9 % geringeres Risiko, an COVID-19 zu erkranken als Teilnehmer der Placebogruppe (95%-KI 77,6–98,6). Zwei bis drei Monate nach der zweiten Dosis kam es bei drei von 1.119 Patienten zu einem Impfdurchbruch, während sich in der Kontrollgruppe 40 von 1.103 Teilnehmern infizierten. Bezogen die Autoren auch Patienten mit gutartigen und unbekannten Neoplasien ein, kamen sie auf eine Wirksamkeit von 94,4 % (95 %-KI 85,2–98,5).
Nebenwirkungen traten durch die Vakzine häufiger auf als durch Placebo. Sie umfassten dasselbe Spektrum wie in der Gesamtkohorte, traten aber geringfügig öfter auf.
In einem Kommentar wies Dr. Rebecca Lee von der University of Manchester auf einige Schwächen der Studie hin.2 Eine wichtige Einschränkung sei, dass Patienten unter immunsuppressiver Therapie von der Teilnahme ausgeschlossen und nur wenige Personen mit hämatologischer Krebserkrankung beteiligt waren. Letzte hätten ein noch höheres Risiko an COVID-19 zu sterben als andere onkologische Patienten und bildeten auch seltener Antikörper. Auf sie müsse man besonders Acht geben.
Die zweite Dosis ist unter Behandlung besonders wichtig
Dass die Impfung unter aktiver Therapie möglich ist, die Behandlung aber die Immunreaktion beeinträchtigen kann, verdeutlicht eine israelische Studie, die Dr. Ithai Waldhorn vorstellte.3 Der Mediziner vom Rambam Medical Center in Haifa hatte zusammen mit Kollegen bei 232 Krebspatienten die Antikörperbildung nach der Impfung mit BNT162b2 verfolgt und mit der von 261 altersentsprechenden Klinikmitarbeitern verglichen.
Dabei stellten sie fest, dass nach der ersten Dosis nur 29 % der Patienten Antikörper gegen das Spike-Protein des Virus gebildet hatten, während dies bei 84 % der Kontrollpersonen der Fall war. Erst nach der zweiten Vakzinierung lag der Anteil der seropositiven Patienten bei 86 %. Ein Ergebnis, das nach Ansicht von Dr. Lee dazu führen sollte, auf die Bedeutung einer zweiten Dosis hinzuweisen und diese früh – nicht erst nach zwölf Wochen – zu verabreichen.
Wie Dr. Waldhorn erklärte, blieben überdurchschnittlich viele Patienten mit Chemotherapie in dieser Studie seronegativ. Für sie war die Bildung von Antikörpern um fast 60 % unwahrscheinlicher (OR 0,41; 95%-KI 0,17–0,98).
Die Nebenwirkungen fielen überwiegend typisch aus. Auffällig waren erhöhte Leberwerte, die jeder zehnte Patient entwickelte. Auch Lymphknotenschwellungen kamen bei 5 % vor. Das dürfe man nicht als Tumorprogression fehlinterpretieren, bemerkte Dr. Lee.
Wie auch die Untersuchung von Prof. Thomas berücksichtigte die von Dr. Waldhorn die aktuell vorherrschende Delta-Variante von SARS-CoV-2 noch nicht, weshalb die Wirksamkeit laut Dr. Lee mittlerweile anders aussehen könnte. Zudem wisse man nicht, inwiefern die fehlenden Antikörper auch zu einem geringeren Schutz führten, wie man diesen ggf. erhöhen könnte oder wann man Patienten unter Chemotherapie am besten impft.
Quellen:
1. Thomas S.J. ESMO Congress 2021; Abstract 15580
2. Lee R. ESMO Congress 2021; Proffered Paper session – SARS-CoV-2 and cancer
3. Ben-Aharon I. ESMO Congress 2021; Abstract 15590
ESMO Congress 2021