Nicht-spezifische Lipidtransfer-Proteine Allergisch gegen Pfirsich

Autor: Dr. Angelika Bischoff

In Pfirsichen ist das Allergen Pru p 3 enthalten. In Pfirsichen ist das Allergen Pru p 3 enthalten. © baibaz – stock.adobe.com

Bei allergischen Reaktionen auf pflanzliche Nahrungsmittel können nicht-spezifische Lipidtransfer-Proteine eine wichtige Rolle spielen. Häufig wird das Auftreten der Symptome durch Kofaktoren provoziert.

Nicht-spezifische Lipidtransfer-Proteine (nsLTP) sind in der Pflanzenwelt weit verbreitet. Sie kommen in vielen Früchten, Nüssen, Gemüsen und Zerealien vor und finden sich entsprechend in rohen, gekochten sowie prozessierten Nahrungsmitteln. Viele Menschen sind gegenüber nsLTP sensibilisiert. Kommt es zur allergischen Reaktion, ist diese IgE-vermittelt und manifestiert sich mit einem breiten Spektrum von leichten oralen Symptomen über gastrointestinale Beschwerden und Urtikaria bis hin zur lebensbedrohlichen Anaphylaxie, heißt es in dem Review von Isabel Skypala, Imperial College London, und ihren Co-Autoren.

Häufig hängen Auftreten und Schwere der allergischen Reaktion von einem Kofaktor, etwa körperlicher Belas­tung, Alkoholkonsum oder NSAR-Ein­nahme ab. Bei manchen gegenüber nsLTP Sensibilisierten kommt es ohne Kofaktor zu gar keiner klinischen Symptomatik.

Etliche nsLTP sind heute bekannt, u.a. Pru p 3 in Pfirsichen, Cor a 8 in Haselnüssen oder Api g 2 in Sellerie. Insgesamt listen die Autoren 25 verschiedene nsLTP auf. Alle zeigen eine hohe strukturelle Homologie, auch wenn sie aus taxonomisch nicht miteinander verwandten Pflanzen stammen.

Hauttests liefern nur Hinweise auf die Sensibilisierung

Im Einzelfall den oder die Trigger der allergischen Reaktion auf pflanzliche Nahrungsmittel zu identifizieren, ist nicht leicht. Zunächst müssen anamnestisch potenziell auslösende Früchte, Gemüse etc., deren Menge und Zubereitung (gekocht, roh, geschält ...), Zeitpunkt des Auftretens von Symptomen nach Einnahme, Schwere und Reproduzierbarkeit der Symptome sowie mögliche Kofaktoren ermittelt werden.

Im nächsten Schritt wird man Prick- bzw. Prick-to-Prick-Tests mit verschiedenen anamnestisch identifizierten relevanten Extrakten bzw. nativen Nahrungsmitteln durchführen. Eine positive Reaktion gilt allerdings nur als ein Hinweis darauf, dass der Patient gegenüber der enthalten Mixtur aus Proteinen sensibilisiert ist. Relativ sicher wird die Diagnose, wenn man mit einzelnen gereinigten natürlichen oder rekombinanten Einzelallergenen, etwa Pru p 3, arbeitet und der Test positiv ausfällt. Ein negatives Ergebnis schließt die nsLTP-Sensibilisierung nicht aus. Weitere diagnostische Bausteine sind die Bestimmung von spezifischem IgE, die molekulare Allergiediagnostik und ggf. der Basophilen-Aktivierungstest.

Die klinische Bedeutung der identifizierten Sensibilisierung sollte in jedem Fall durch orale Provokation im klinischen Setting ermittelt werden, mahnen die Reviewautoren. Ansonsten drohe die Gefahr, auch Nahrungsmittel ohne klinische Relevanz von der Ernährung auszuschließen.

Das Management der nsLTP-Allergie beschränkt sich derzeit auf das Vermeiden der relevanten Nahrungsmittel und die Beratung zu Kofaktoren. Studien zur sublingualen Immuntherapie (SLIT) mit Pru p 3 sind vielversprechend. In einer Arbeit wurde bei Patienten mit Pfirsichallergie ein mit Pru p 3 angereicherter Extrakt aus Pfirsichschale eingesetzt. Nach sechs Monaten tolerierten die Patienten 3- bis 9-mal so viel Pfirsich wie zuvor und die Rate schwerer systemischer Reaktionen war halbiert. Erste Daten zeigen auch, dass die SLIT sogar bei mehrfach sensibilisierten Patienten die Toleranz von Früchten mit anderen nsLTP erhöht. Das gilt aber nur, wenn Pru p 3 das primäre Allergen ist.

Quelle: Skypala IJ et al. Allergy 2021; 76: 2433-2446; DOI: 10.1111/all.14797