Anale Anhängsel wegen Krebsrisiko komplett exzidieren
Die Entdeckung analer intraepithelialer Neoplasien (AIN) geschieht oft zufällig. Dr. Johannes Jongen, niedergelassener Koloproktologe aus Kiel, rät: Alle merkwürdig aussehenden Zipfel rund um den Anus sollten wegen möglicher präkanzeröser Anteile pathologisch untersucht werden. Oberflächlich ablative Verfahren reichen nicht aus, auch eine Biopsie kann zu kurz greifen, erklärte er. Besser sei die komplette Exzision.
Häufig entstehen anale intraepitheliale Neoplasien infolge einer HPV-Infektion. Analog zu zervikalen, vulvalen oder penilen intraepithelialen Neoplasien gilt: Die HPV-Typen 6 und 11 verursachen eher Condylomata acuminata und niedriggradige AIN, Hochrisiko-Typen wie HPV-16 und -18 hochgradige Neoplasien und Karzinome. AIN zweiten und dritten Grades stellen eine obligate Präkanzerose dar, erläuterte der Referent.
Nicht aneinander vorbeireden!
Aufgrund häufiger Rezidive ist lebenslange Nachsorge ratsam
Häufig sind die Betroffenen beschwerdefrei. Treten Symptome auf, ähneln sie laut Dr. Jongen denen bei Hämorrhoiden oder Fissuren. Die Diagnostik umfasst Inspektion, HPV-Typisierung, Zytologie und Proktoskopie. Therapeutisch empfahl Dr. Jongen ausschließlich Verfahren, die ein Präparat zur pathologischen Untersuchung liefern. Nur bei Patienten mit Morbus Crohn müsse man mit Exzisionen zurückhaltend sein, um keine Fisteln oder Ulzera zu induzieren. Unklar ist, ob die Entfernung von AIN dritten Grades Analkarzinome tatsächlich verhindern kann. Andererseits finden sich in 80 % der Analkarzinomresektate Grad-3-AIN, erläuterte Dr. Jongen. Rezidive sind häufig, die Nachsorge sollte lebenslang erfolgen. Die Infektion mit humanen Papillomviren ist ja weiterhin vorhanden, machte der Experte klar.Kongressbericht: 47. Deutscher Koloproktologen-Kongress (Online-Veranstaltung)