Venenkompression trotz PAVK Auf den richtigen Druck kommt es an
Bei der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) kommt es durch die ambulatorische Hypertonie häufig zu einem krankhaften Anstieg des transmuralen Drucks. Dieser führt unbehandelt zu einer progredienten Gewebsschädigung bis hin zum venösen Ulcus cruris. Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist der Gegendruck in Form einer effektiven Kompressionstherapie. Allerdings haben viele Patienten mit CVI gleichzeitig eine arteriell bedingte periphere Verschlusskrankheit. Der Nutzen einer Druckbehandlung hängt in diesem Kollektiv vom Stadium der PAVK ab. Ausdrücklich kontraindiziert ist die Kompressionstherapie erst in fortgeschrittenen Fällen mit kritischer Ischämie (Dopplerindex < 0,5). Eine verminderte Perfusion im Indexbereich von 0,5 bis 0,8 wird heute nur noch als Risikofaktor angesehen.
Die Angst vor einem Kompressionsschaden durch eine Minderperfusion scheint unbegründet zu sein, so Dr. Stephan Eder vom Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen. In einer Studie mit gesunden Probanden führte eine Drucktherapie mit 30 mmHg sogar zu einer Verbesserung des muskulären Blutflusses um rund 40 %, Diabetiker erreichten eine Zunahme um rund 18 %. Auch nach Bypassoperationen wegen PAVK wird zur Ödemprophylaxe eine Kompressionstherapie empfohlen.
In einer Arbeit zum Ulcus cruris mixtum (Dopplerindex < 0,8) tolerierten 95 % der Patienten eine reduzierte Kompression, bei 76 % heilte das Geschwür ab. In einer weiteren Studie zur gleichen Indikation wurde die arterielle Durchblutung durch eine Kurzzugkompression mit 40 mmHg nicht vermindert. Auch in einer Untersuchung bei Patienten mit venösem Ulkus und PAVK traten keine Komplikationen auf.
Wadenpumpe bringt deutliche Entlastung
Der optimale Druck richtet sich nach der Indikation: Ein Stauungsödem lässt sich bereits mit 20 mmHg deutlich reduzieren. Für das Ulcus cruris venosum sind Werte über 40–60 mmHg sinnvoll. Die Differenz erklärt sich durch den erhöhten intravasalen Druck aufgrund der venösen Insuffizienz. Außerdem sollte der Patient mobil bleiben. Denn die Wadenpumpe führt bereits zu einer deutlichen Entlastung. Diese Wirkung wird durch die Kurzzugkompression mit hohem Arbeitsdruck und niedrigem Ruhedruck gefördert.
Gefäßcheck per Duplex und Doppler unerlässlich
Vor der Entscheidung für die Kompression muss der Gefäßbefund genauer abgeklärt werden. Zum Standardprogramm gehört die farbkodierte Duplexsonographie der tiefen und oberflächlichen Venen. Eine erste Einschätzung der arteriellen Versorgung ermöglicht die Palpation der Fußpulse. Wenn diese nicht tastbar sind, folgt eine Doppleruntersuchung. Patienten mit einem Index < 0,5 benötigen eine Revaskularisation, sie sind keine Kandidaten für eine Drucktherapie. Bei 0,5–0,8 bzw. einem Dopplerdruck > 60 mmHg im Knöchelbereich kann mit einer kontrollierten Kurzzugkompression bis 40 mmHg behandelt werden.
Quelle: Eder S. internistische praxis 2022; 64: 572-577