Krampfadern behandeln: Kompressionstherapie und invasive Verfahren
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Chronische Venenkrankheiten sind meist auf degenerierte Gefäßwände (Varikose) zurückzuführen, seltener auf eine Obstruktion (postthrombotisches Syndrom, May-Thurner-Syndrom). Rund jeder Vierte in Deutschland hat Krampfadern und/oder neigt zu venenbedingten Ödemen (Klassen C1–C3, s. Tabelle). Unter fortgeschrittenen Formen (Klassen C4–C6) leiden etwa 5 % der Allgemeinbevölkerung, erklären die Bonner Dermatologen Professor Dr. Eberhard Rabe und Privatdozentin Dr. Felizitas Pannier.
Einteilung chronischer Venenleiden nach CEAP*-Klassifikation | |
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Klasse | klinische Zeichen |
C0 | keine sicht- oder tastbaren Zeichen für eine Venenschwäche |
C1 | retikuläre Varizen, Besenreiser |
C2 | Varikose |
C2r | Rezidivvarikose |
C3 | Ödem |
C4 | Hautveränderungen |
C4a | Ekzem, Pigmentierung |
C4b | Atrophie blanche, Dermatoliposklerose |
C4c | Corona phlebectatica paraplantaris |
C5 | abgeheiltes Ulcus cruris venosum |
C6 | florides Ulcus cruris venosum |
C6r | rezidivierendes Ulcus cruris venosum |
* klinisch, ätiologisch, anatomisch, pathophysiologisch |
Strümpfe in der niedrigsten wirksamen Klasse verordnen
Von einer chronischen Veneninsuffizienz spricht man, wenn Ödeme, Hautveränderungen oder Ulzera auftreten (Klassen C3–C6). Symptome wie schwere Beine oder Schmerzen können in jeder Klasse vorkommen und erfordern eine individuelle Behandlung. Mit Bewegung, kaltem Wasser, Abnehmen und Beine hochlegen sollte jeder Venenkranke versuchen, seine Beschwerden zu lindern. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen gilt als Goldstandard, zusätzlich kommen Medikamente und invasive Verfahren infrage. Die verschiedenen Maßnahmen lassen sich bei Bedarf miteinander kombinieren. Zur Langzeittherapie dienen medizinische Kompressionsstrümpfe. Verbände und adaptive Mittel (mit Klettverschluss) verwendet man für die initiale Entstauung sowie beim Ulkus. Die Wirkung hängt nicht nur vom Druck, sondern auch von den Materialeigenschaften ab. Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe sind etwas weniger dehnbar als rundgestrickte und bauen daher mehr Druck auf. Sie eignen sich für Extremitäten mit sehr geringem Umfang, für Adipöse und beim ausgeprägten Lymphödem. Strümpfe sollten in der niedrigsten wirksamen Kompressionsklasse verordnet werden, das verbessert die Adhärenz. Symptome und Ödeme z.B. bei Schwangeren, Flugbegleitern, Friseuren, älteren chronisch immobilisierten Patienten sowie bei intradermaler Varikose und chronischer Veneninsuffizienz werden durch die lokale Druckbehandlung deutlich reduziert. Ulzera schmerzen weniger, heilen schneller ab und rezidivieren seltener. Zur Prophylaxe und Therapie des postthrombotischen Syndroms kommt die Kompressionstherapie ebenfalls infrage. Als Kontraindikationen für Strumpf, Verband und adaptive Mittel gelten:- dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA 3/4)
- fortgeschrittene PAVK
- septische Venenentzündung
- Phlegmasia coerulea dolens
Venenklappenrekonstruktion nur in Einzelfällen
Die katheterbasierte Cyanoacrylatablation erfordert keine Anästhesie, es können aber Nebenwirkungen auftreten und die Langzeiteffekte sind noch wenig erforscht. Die Klappenrekonstruktion am tiefen Venensystem sollte nur in Einzelfällen und in spezialisierten Zentren erfolgen. Grundsätzlich gilt: Krampfadern loswerden ist nicht einfach. Hat man eine erfolgreich beseitigt, bildet sich nicht selten an anderer Stelle eine neue. Allgemeine Maßnahmen, Kompression und Medikamente lindern zwar die Beschwerden, ändern aber nichts an der Venenmorphologie.Quelle: Rabe E, Pannier F. Internist 2020; 61: 1230-1237; DOI: 10.1007/s00108-020-00899-6