Kompressionstherapie Richtig Druck ausüben
Die Kompressionstherapie muss phasengerecht erfolgen, betonte Professor Dr. Markus Stücker vom Venenzentrum der Dermatologie und Gefäßchirurgie am Katholischen Klinikum Bochum. Initial – und nur dann – dienen Verbände zur Entstauung, die idealerweise über Nacht angelegt bleiben, aber täglich gewechselt werden.
Was man für einen guten Druckverband braucht, lässt sich am Akronym PLaCE ablesen:
- P = Pressure: der Druck, den der Verband auf die Extremität ausübt
- La = Layers: Überlappung der Materialien, sowohl verschiedenener übereinander als auch einzelner Komponenten daraus
- C = Components: Art der Materialien, aus denen sich die einzelnen Bestandteile zusammensetzen
- E = Elasticity: Elastizität, mit der das Material hohen Druck auf unbewegte Extremitäten erzeugen kann
Zum Entstauen eignen sich sowohl mehrlagig angelegte Kompressionsbinden als auch Mehrkomponentensysteme, die sich vor allem beim Ulcus cruris bewährt haben. Als besonders „anlegerfreundlich“ gelten medizinische adaptive Kompressionssysteme. Sie können vom Patienten selbst angewendet werden, schaffen einen hohen Arbeits- bei niedrigem Ruhedruck und sind weniger fehleranfällig als Bandagierungen. Durch Nachjustieren der Klettverschlüsse gibt es außerdem keinen Druckverlust.
Leitliniengerechte Kompression bei Thrombosen
Flachstrick macht weniger Schnürfurchen
Für die langfristige Erhaltung der Entstauung nutzt man Kompressionsstrümpfe oder Ulkusstrumpfsysteme. Kompressionsstrümpfe haben zudem einen Platz in der Prävention. Bei medizinischen Kompressionsstrümpfen stellt sich oft die Frage: Flach- oder Rundstrick? In den Leitlinien wird empfohlen, sie anhand von Befunden, nicht von Diagnosen zu beantworten, erklärte Prof. Stücker. Flachstrick hat zwei wichtige Eigenschaften, die man im Kopf haben sollte: Die Maschen lassen sich auf- und abnehmen, das erlaubt eine individuelle Anpassung auch an außergewöhnliche Beinumfänge. Außerdem hat dieser Strick eine hohe Biegesteifigkeit, dadurch rutscht er schwerer in Falten hinein, verursacht also weniger Schnürfurchen. Damit eignet er sich sowohl für Extremitäten mit relativ großen Umfangsänderungen bzw. konischer Form als auch bei Erkrankungen mit tiefen Gewebsfalten (z.B. ausgeprägtes Lip-/Lymphödem). Um die Adhärenz zur Therapie zu steigern, empfiehlt es sich, immer die niedrigste wirksame Kompressionsklasse zu verwenden. Bei eingeschränkter Beweglichkeit und Problemen mit der Handhabung, z.B. durch altersbedingte Kraftminderung, sollte man geeignete An- und Ausziehhilfen verschreiben. Kontraindikationen gegen eine Kompressionstherapie gibt es nur wenige. Als die zwei wichtigsten nannte Prof. Stücker die dekompensierte Herzinsuffizienz (NYHA III oder IV) und die fortgeschrittene PAVK mit einem dieser Kriterien:- ABPI < 0,5
- Knöchelarteriendruck < 60 mmHg
- Zehendruck < 30 mmHg
- transkutaner Sauerstoffpartialdruck < 20 mmHg am Fußrücken
Quelle: 4. Nürnberger Wundkongress