Dermatosen Auf Reisen kann so einiges unter die Haut gehen
Es mutet wie eine Warze an, ist aber keine: Wenn sich der Sandfloh (Tunga penetrans) in die Haut eingenistet hat, sieht man von außen nur eine erbsengroße Schwellung mit schwarzem Punkt in der Mitte sowie eine Rötung, erklärte Prof. em. Dr. Peter Schmid-Grendelmeier aus Zürich. Die Tungiasis ist vor allem in Südamerika, aber auch in Afrika heimisch. Läsionen treten meist im Fußbereich auf, z. B. unter den Zehen. Der anfangs noch 1 mm kleine Sandfloh bohrt sich innerhalb einiger Stunden durch bzw. in die Haut und brütet dort seine Eier aus. Dabei wächst er auf 1–2 cm heran. Nach dem er über einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen etwa 100 Eier abgestoßen hat, stirbt der Floh ab.
Die Diagnose lässt sich klinisch Stellen. „Wenn Sie das einmal gesehen haben, werden Sie es erkennen“, so der Schweizer Dermatologe. Der Floh ist auch unter dem Dermatoskop gut sichtbar. Sollte man sich doch für eine Biopsie entscheiden, erhält man einen Querschnitt durch den Flohkörper.
„Leider gibt es auch Komplikationen“, fügte Prof. Schmid-Grendelmeier hinzu. Die Tungiasis kann sich sekundär ekzematisieren, sich infizieren und verursacht zusätzlich große Schmerzen. Durch die lokal meist begrenzte Gesundheitsversorgung führt sie vor allem bei den Einheimischen zu großen Problemen. Reiserückkehrern in der heimischen Praxis kann man stattdessen Entwarnung geben, denn mit der Entfernung des Flohs hat es sich für sie normalerweile erledigt.
Vor Ort werden meist irgendwelche Nadeln benutzt, um den Floh aus der Haut zu pulen. Hierzulande setzt man doch eher auf eine sterile Exzision mit anschließender ausgiebiger Desinfektion, führte Prof. Schmid-Grendelmeier weiter aus. „Man kann auch versuchen, durch Okklusion den Floh dazu zu bringen, dass er sich nach außen stülpt.“ Einzelne Berichte gibt es beispielsweise zu Kokosöl oder bestimmten Kopflaus-Gelen. Orale Antiparasitika sind bei einer Tungiasis wenig wirksam.
Frisch geschlüpfte Larven bohren sich in die Haut
Furunkel- statt warzenähnliche Veränderungen verursachen dagegen Fliegenlarven im Rahmen einer furunkoloiden Myiasis. Die Eier werden von den Dipteren entweder direkt auf der Haut abgelegt oder gelangen über kontaminierte Kleidung dorthin. Die Larven schlüpfen, dringen in die Haut ein und wachsen heran. „Das sieht so aus wie eine kleine, etwas entzündete Zyste.“ Als Atemloch dient der Larve eine zentrale Pore in der furunkelähnlichen Schwellung. In Lateinamerika kommen als Auslöser für eine Myiasis vor allem Dasselfliegen (Dermatobia hominis) infrage, in Afrika südlich der Sahara sowie auf der arabischen Halbinsel ist es vornehmlich die Tumbu-Fliege (Cordylobia antropopophaga). Weniger häufig kommen andere Arten als Auslöser vor, fügte der Experte an. Die verschiedenen Larven lassen sich anhand von Größe und Körperbau unterscheiden. „Ein Teil von ihnen hat regelrechte Widerhaken, die sind dann deutlich schwieriger zu entfernen.“
Betroffene berichten meist über Insektenstiche oder kleine Pusteln, die allerdings nicht richtig abheilen und aus denen sich dann eine Made entleert. Aus eigener Erfahrung weiß der Referent: „Es gibt angenehmere Gefühle.“ Die Therapie besteht in der Extraktion der Made. Wichtig ist aber, die Läsionen anfangs nicht als bakterielle Infektion fehlzudeuten.
Bei Formen aus Afrika südlich der Sahara kann man versuchen, die Made durch einen Okklusionsverband aus der Läsion herauszuzwingen, um sie dann mit einer Pinzette zu entfernen. Dafür eignen sich Vaseline, Okklusivverbände, alternativ Nagellack oder im Feld auch mal Speck. Da die Vertreter aus Lateinamerika oft mit Widerhaken besetzt sind, kann es sein, dass bei diesen Arten (oder auch sehr großen Maden) eine chirurgische Exzision nötig wird.
Die Wundmyiasis ist heutzutage sehr selten geworden. In der Regel betrifft sie nur Menschen mit einem stark geschwächten Immunsystem oder wenn auf jegliche (medizinische) Pflege oder Hygiene verzichtet wurde. So unangenehm die Besiedelung einer Wunde mit Maden ist, so einfach ist die Therapie, erläuterte der Dermatologe. Die Tiere werden mechanisch durch Abwischen entfernt und die Wunde desinfiziert. Davon abzugrenzen ist der Einsatz von Fliegenlarven im Rahmen der Biosurgery. Für das tierische Débridement werden dabei die Larven von Lucilia serrati aber nicht direkt in die Wunde gegeben, sondern in kleinen Beuteln auf das nekrotische Gewebe aufgelegt.
Quelle: 19. Derma-Update-Seminar