Reizdarmsyndrom Vom Reisedurchfall zum Reizdarm

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Nach einer gezielten Therapie war die bakterielle Stuhlkultur inzwischen negativ und es fanden sich auch keine Parasiten oder deren Eier mehr. Nach einer gezielten Therapie war die bakterielle Stuhlkultur inzwischen negativ und es fanden sich auch keine Parasiten oder deren Eier mehr. © Ton Photographer4289 – stock.adobe.com

Ein Reisedurchfall hält manchen Urlauber auch nach der Rückkehr noch längere Zeit auf Trab, in seltenen Fällen wird daraus ein Colon irritabile.

Nach einer Reisediarrhö entwickeln rund 10 % der Patienten ein postinfektiöses Colon irritabile. Auslöser sind häufig Parasiten, insbesondere Giardia lamblia, wie spanische Wissenschaftler herausfanden. Ihre Einschätzung beruht auf einer retrospektiven Analyse von 669 Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 33 Jahren. Alle hatten sich auf Reisen einen Durchfall zugezogen. 68 von ihnen entwickelten persistierende gastrointestinale Beschwerden im Sinne eines Reizdarms, die auch sechs Monate nach Diagnose des Darminfekts noch fortbestanden.

Beliebte Reiseziele waren Mittelamerika und Nahost

Nach einer gezielten Therapie war die bakterielle Stuhlkultur inzwischen negativ und es fanden sich auch keine Parasiten oder deren Eier mehr. Die meisten frequentierten Zielregionen lagen in Mittelamerika und dem Nahen Osten. Bei 32 der 68 Reizdarmpatienten hatte man eine Reisediarrhö mikrobiologisch gesichert, in 24 Fällen hatte sie eine parasitäre Ursache. Bei 20 Erkrankten und somit am häufigsten fand sich Giardia lamblia, so Dr. Sergio España-Cueto von der Universitat Autònoma de Barcelona und Kollegen. Die Multivarianzanalyse ergab, dass die parasitären Infektionen ein unabhängiger Risikofaktor für das Auftreten eines irritablen Kolons waren (Odds Ratio 3,0). Eine gezielte Beratung vor dem Trip vermochte die Reizdarmgefahr deutlich zu reduzieren (OR 0,4).

Quelle: España-Cueto S et al. J Travel Med 2023; DOI: 10.1093/jtm/taad030