Bei Frauen sinkt die kognitive Leistung im Alter schneller
Gibt es beim Abbau des Gehirns geschlechtsspezifische Unterschiede? Dieser Frage ging ein Team um Dr. Deborah A. Levine, University of Michigan, nach. Dafür poolte es die Daten von fünf hochwertigen Kohortenstudien. 26 088 Teilnehmer erfüllten die Einschlusskriterien.
Nachdem Einflussfaktoren wie Schulbildung, vaskuläre Risiken und RR berücksichtigt waren, ergab die Analyse, dass die Frauen bei der Basisuntersuchung (medianes Alter 58 Jahre) signifikant höhere Werte in den kognitiven Tests aufgewiesen hatten als die Männer. Und zwar sowohl bei der globalen Kognition (2,20 Punkte höher) als auch bei den exekutiven Funktionen wie Planungs- und Problemlösung (2,13 Punkte höher) und beim Gedächtnis (1,89 Punkte höher). Allerdings bauten die Damen hinsichtlich globaler Kognition und exekutiver Funktionen im Verlauf signifikant schneller ab als die Herren (-0,07 Punkte/Jahr und -0,06 Punkte/Jahr).
Keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigten sich hingegen beim Gedächtnisabbau (-0,004 Punkte/Jahr schneller). Das ist konsistent mit den Ergebnissen anderer Studien und trotzdem verblüffend, schreiben die Kollegen. Immerhin gilt der Gedächtnisabbau als zentrales Merkmal der Alzheimerdemenz, die wiederum anderen Studien zufolge bei Frauen häufiger auftreten soll.
Demenz bei Frauen eher spät diagnostiziert
Die Gründe für die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind komplex und werden u.a. von biologischen und genetischen Faktoren beeinflusst, so die Autoren. Dass Frauen kognitiv von einem höheren Niveau starten, dann aber im Alter schneller abbauen, birgt eine Gefahr: Sie haben ein höheres Risiko für eine verzögerte Diagnose von kognitivem Abbau und Demenz.
Quelle: Levine DA et al. JAMA Network Open 2021; 4: e210169; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.0169