COVID-19: Beschwerden im Verdauungstrakt als Hinweis
Ein beträchtlicher Anteil der COVID-19-Patienten entwickelt gastrointestinale Symptome. Nicht selten stellen diese die einzige Manifestation der Viruserkrankung dar, berichten kanadische Wissenschaftler um Kevin Lui vom Department of Radiology and Diagnostic Imaging der University of Alberta in Edmonton. Wie häufig abdominale Beschwerden auftreten und welche bildgebenden Befunde damit einhergehen, untersuchten die Kollegen nun im Rahmen einer Übersichtsarbeit. Sie unterzogen 36 Publikationen – Fallberichte und Fallserien – einer Analyse.
Dabei fanden sie heraus, dass gastrointestinale Symptome bei ungefähr 18 % der COVID-19-Patienten auftreten. Die Betroffenen klagen am häufigsten über Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Diarrhö und Bauchschmerzen. In etwa 16 % der Fälle beschränkt sich die Symptomatik auf den Magen-Darm-Trakt, das heißt die Patienten weisen keine weiteren Symptome (beispielsweise respiratorische Beschwerden) auf.
Bei einer solchen Konstellation lenkt nicht selten erst eine Abdomenbildgebung den Verdacht auf COVID-19 und führt schließlich zur richtigen Diagnose – weil Teile der Lungen mit abgebildet werden, die die typischen Veränderungen zeigen, oder weil Auffälligkeiten im Bereich des Abdomens zu erkennen sind. Folgende bildgebende Befunde können im Verdauungstrakt auf die Erkrankung hinweisen, erklären die Kollegen: eine Verdickung der Dick- oder Dünndarmwand, ein flüssigkeitsgefülltes Kolon, eine Pneumatosis intestinalis, ein Pneumoperitoneum nach Darmperforation, Darminvaginationen sowie Aszites. Auch bei Patienten mit isolierten Abdomenbeschwerden sowie bei auffälligen Befunden in der Bildgebung muss an die Viruserkrankung gedacht werden.
Quelle: Lui K et al. Abdom Radiol 2020; DOI: 10.1007/s00261-020-02739-5