Hohes Thromboembolierisiko bei COVID-19
SARS-CoV-2 verursacht nicht nur respiratorische Symptome: Insbesondere bei schwerem Infektionsverlauf droht eine Hyperkoagulabilität. Aber auch nicht intensivmedizinisch behandlungsbedürftige COVID-19-Patienten haben ein hohes Risiko für venöse Thromboembolien (VTE), wie durch eine Studie österreichischer Forscher um Dr. Stephan Nopp von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Universität Wien bestätigt wird. Um die bislang verfügbare wissenschaftliche Evidenz zum VTE-Risiko der COVID-19-Infektion zusammenzufassen, werteten die Wissenschaftler 66 Studien mit 28 173 Infizierten – Durchschnittsalter 63 Jahre, davon 20 % Intensivpatienten – aus.
Die Metaanalyse der Daten ergab eine gepoolte VTE-Prävalenz von 14,1 %. Ohne systematisches Ultraschallscreening betrug diese 9,5 %, mit Screening dagegen 40,3 %. Für die Subgruppe der hospitalisierten, jedoch nicht auf der Intensivstation behandelten Patienten errechnete sich eine Häufigkeit von 7,9 % und im Intensivkollektiv von 22,7 %. Eine Lungenembolie erlitten 3,5 % bzw. 13,7 % der Patienten beider Gruppen. Bezüglich des Alters und der Komorbiditäten unterschieden sich die Infizierten mit und ohne VTE nicht wesentlich, allerdings stellten männliches Geschlecht sowie höhere initiale D-Dimere Risikofaktoren dar.
Insbesondere kritisch kranke COVID-19-Patienten sollten großzügig eine Thromboseprophylaxe erhalten, empfehlen die Wissenschaftler. In zukünftigen randomisierten Studien müsse man nun prüfen, ob die Betroffenen von einer intensivierten Antikoagulation profitieren und ob eine an Biomarkern wie dem D-Dimer-Spiegel orientierte Antikoagulation besser vor Thrombosen und Lungenembolien schützt.
Quelle: Nopp S et al. Res Pract Thromb Haemost 2020; DOI: 10.1002/rth2.12439