Nephrologisches Jahresgespräch Von Forschung zur Praxis: Schlüsselthemen der nephrologischen Versorgung

Autor: Nierenarzt/Nierenärztin

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Peritoneal- und Heimhämodialyse, Patientenschulungen und Empowerment waren ebenso Themen des Nephrologischen Jahresgesprächs Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Peritoneal- und Heimhämodialyse, Patientenschulungen und Empowerment waren ebenso Themen des Nephrologischen Jahresgesprächs © Tom - stock.adobe.com

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse, Peritoneal- und Heimhämodialyse, Patientenschulungen und Empowerment waren ebenso Themen des Nephrologischen Jahresgesprächs wie Workshops zu Zeitmanagement und Verhandlungsgeschick.

Das vom Verband Deutsche Nierenzentren (DN) organisierte Nephrologische Jahresgespräch bot mit einem breit gefächerten Vortrags- und Fortbildungsangebot und einer Diskussionsrunde zur Ambulatisierung in der Nephrologie erneut eine wichtige Plattform für medizinische und organisatorische Themen sowie für kollegialen Austausch. Es fand vom 22. bis 24. November 2024 in Köln statt.

Heimdialyse im Fokus

In diesem Jahr lag ein besonderer Schwerpunkt auf dem Bereich der Heimdialyse. Besonders vor dem Hintergrund der bereits bestehenden und weiterhin zu erwartenden Verknappung der personellen Ressourcen in Dialyseeinrichtungen in Deutschland gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung. Es wurden Strategien vorgestellt, bei denen die Patientinnen und Patienten aktiv in die Therapieverfahren einbezogen werden.

PD Dr. Kevin Schulte präsentierte hierzu Konzepte aus dem Universitätsklinikum Kiel. Mit großer Offenheit für den Bereich Bauchfelldialyse habe die Anwendung dieser Therapieformen weiter gesteigert werden können. Die Versorgung im häuslichen Umfeld oder im Zentrum in Form einer intermittierenden Peritonealdialyse ermögliche erhebliche Personaleinsparungen, auch wenn diese Verfahren aufgrund von Vorerkrankungen oder anatomischen Gegebenheiten nicht für alle Menschen geeignet seien.

Einen weiteren wichtigen Impuls gab Dr. Olaf Hergesell aus Villingen-Schwenningen, der aufzeigte, wie durch gezielte Motivation, Empowerment und Schulung Patientinnen und Patienten innerhalb eines Dialysezentrums dazu befähigt werden können, größere Anteile ihrer Therapie selbst durchzuführen. Dabei spiele die Heimhämodialyse eine wichtige Rolle, sei jedoch nicht der einzige Fokus. Diese Ansätze tragen dazu bei, personelle Engpässe besser zu bewältigen und gleichzeitig Patienten mit höherem Betreuungsbedarf stärker in den Mittelpunkt zu rücken.

Im anschließenden PD-Workshop konnten sich die Teilnehmenden ausführlich mit diesen Themen beschäftigen und sich über die vielfältige Unterstützung seitens des Verbands austauschen. Zusätzlich boten zwei praxisorientierte Workshops Weiterbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Verhandlungsstrategien und Zeitmanagement. Für diese wurden mit Lars Effertz und Marion Sokol-Reinhart zwei ausgewiesene Experten gewonnen.

Hochrangig besetzt es wissenschaftliches Programm

Am Samstag bot ein hochkarätig besetztes wissenschaftliches Programm spannende Einblicke: Themen waren unter anderem die Rolle der humangenetischen Diagnostik bei Nierenerkrankungen, neue Konzepte zur Einteilung von Nierenerkrankungen und aktuelle pathophysiologische Erkenntnisse zu Schädigungsmechanismen der Podozyten, die eine zentrale Rolle im Filtersystem der Niere spielen.

Prof. Dr. Carsten Bergmann aus Mainz zeigte, dass die humangenetische Diagnostik, insbesondere in Fällen ungeklärter Nierenerkrankungen, an Bedeutung gewinnt und häufig zu einer Anpassung der Therapie führt. 

Prof. Dr. Paola Romagnani aus Florenz betonte die Notwendigkeit einer konzeptionellen Neuausrichtung bei der Betrachtung entzündlicher Nierenerkrankungen, sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus therapeutischer Perspektive.

Weiterhin erläuterte Prof. Dr. Hans-Joachim Anders aus München, wie er als Chefredakteur des Journals „Nephrology Dialysis Transplantation“ die Präsentation wissenschaftlicher Inhalte modernisiert hat. Außerdem stellte Prof. Britta George aus Zürich in ihrem Vortrag aktuelle Daten zu entzündlichen Nierenerkrankungen mit Podozytenbeteiligung vor.

Zwei Auszeichungen für junge Forscher

In diesem Jahr ehrte der DN erneut zwei Forschungsarbeiten im Rahmen des Nephrologischen Jahresgesprächs. Am Ende des wissenschaftlichen Teils präsentierte der diesjährige Gewinner des Bernd Tersteegen-Preises, Dr. Jan Böckhaus (Universitätsmedizin Göttingen), seine wissenschaftliche Arbeit. Dr. Shuya Liu (Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf) wurde mit der Sonderauszeichnung des Wissenschaftlichen Institutes für Nephrologie ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand während der Abendveranstaltung des Jahresgespräches im „Harbour Club“ statt.

Chancen und Herausforderungen der Ambulantisierung

Das Gesundheitspolitische Forum drehte sich in diesem Jahr um das Thema „Vereint an der Sektorengrenze“. Nach seinem Impulsvortrag diskutierte DN-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Bernd Hohenstein mit den Podiumsgästen über die Chancen und Herausforderungen der Ambulantisierung in der Nephrologie. Diskutanten des Gesundheitspolitischen Forums in diesem Jahr waren: Prof. Dr. Mark Dominik Alscher (Geschäftsführer, Bosch Health Campus GmbH), Dr. Sibille Tröster (Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie, Nierenzentrum Ammerland), Dr. Michael Daschner (Vorstandsvorsitzender, Verband Deutsche Nierenzentren e.V.), Prof. Dr. Miriam Banas (Geschäftsführende Oberärztin der Abteilung für Nephrologie, Universitätsklinikum Regensburg), sowie Dr. Mariam Abu-Tair (Leitende Ärztin Abteilung für Nephrologie und Diabetologie, Evangelisches Klinikum Bethel).

Wie bereits im Vorjahr gelang es am Sonntag, mit interaktiven und kurzweiligen Präsentationen zu klinischen Fällen aus den Bereichen Nierentransplantation, Shuntchirurgie, Infektiologie und Säure-Base-Störungen das Programm abzurunden.

Das Nephrologische Jahresgespräch 2024 könne somit aus Sicht der DN als rundum gelungene Veranstaltung bezeichnet werden und wecke Vorfreude auf das nächste Nephrologische Jahresgespräch im November 2025, das wieder in Köln stattfinden wird.

Quelle: Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e.V.