MRT-Verfahren Dem Prostatakarzinom auf der Spur
Eine Heilung des Prostatakarzinoms ist nur im lokalisierten Stadium möglich, was die Bedeutung der Früherkennung unterstreicht. Andererseits werden weniger aggressive Tumoren mit langsamem Wachstum insbesondere bei älteren Patienten meist erst engmaschig überwacht und die Indikationsstellung für eine kurative Therapie erfolgt streng.
Üblicherweise erfolgt die Diagnosestellung bei Prostatakrebs auf der Grundlage von digital-rektaler Untersuchung, Serum-PSA und ultraschallgestützter Sextantenbiopsie. Doch auch in der Primärdiagnostik gewinnt die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata zunehmend an Bedeutung, schreiben Prof. Dr. Lars Budäus vom Prostatakarzinomzentrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Kollegen. Im Vergleich zur ausschließlich ultraschallbasierten Sextantenbiopsie erlaubt die mpMRT-gestützte Gewebeprobenentnahme eine bessere Detektion von aggressiven und damit klinisch relevanten Tumoren. Auch beim lokalen Staging mit Nachweis eines extrakapsulären Wachstums und Lymphknotenmetastasen ist das mpMRT der konventionellen Methode überlegen.
Zwar hat die mpMRT in die aktuellen S3-Leitlinien zur Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms Eingang gefunden. Eine Empfehlung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) liegt jedoch noch nicht vor, sodass die Erstattung bei gesetzlich Versicherten Probleme bereiten kann, so die Autoren.
Ein abgewandelter Ansatz ist das sogenannte bi-parametrische MRT (bpMRT), das mit zwei Sequenzen ohne Kontrastmittel auskommt. Die Variante nimmt nur 15 statt 45 Minuten in Anspruch, auch die Material- und Personalkosten sind geringer.
Die Nicht-Unterlegenheit des Verfahrens gegenüber dem mpMRT wurde bereits in mehreren Studien nachgewiesen. Die Wertigkeit der Methode für die urologisch-radiologische Risikostratifizierung kann derzeit noch nicht abschließend beurteilt werden.
Histologie bleibt trotz High-Tech-MRT unverzichtbar
Bei der mpMRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie wird die MRT-Diagnostik mit den Livebildern des Ultraschallgeräts kombiniert, was die dreidimensionale Planung, eine präzise Nadelführung und die exakte Dokumentation im 3D-Modell ermöglicht. Auf dieser Grundlage können niedergelassene Ärzte mit ausreichender Erfahrung die mpMRT-suspekten Befunde direkt im konventionellen Ultraschall aufsuchen.
Trotz aller Fortschritte in der Bildgebung ist vor Einleitung der Therapie die histologische Sicherung des Befundes notwendig. Die Biopsien erfolgen zumeist transrektal, was infolge der zunehmenden Verbreitung multiresistenter Mikroorganismen zu infektionsbedingten Komplikationen führen kann. Eine Alternative stellt ein perianaler Zugangsweg dar, mit dem sich überdies anterior gelegene Tumoren besser erreichen lassen. Auch in der aktiven Überwachung gewinnt die Magnetresonanztomographie an Bedeutung. Durch jährliche MRT-Kontrolluntersuchungen kann mitunter auf Rebiopsien verzichtet werden.
Quelle: Budäus L et al. Hamburger Ärzteblatt 2022; 76: 12-16 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg