Inaktivität und muskuläre Atrophie Den Osteoporoseschmerz eindämmen

Autor: Maria Weiß

Gegen Osteoporoseschmerz kann Physiotherapie helfen. (Agenturfoto) Gegen Osteoporoseschmerz kann Physiotherapie helfen. (Agenturfoto) © Graphicroyalty – stock.adobe.com; leesle - stock.adobe.com

Osteoporose geht oft mit chronischen Schmerzen einher. Neben der spezifischen Therapie der Grunderkrankung kommt daher einer adäquaten multimodalen Analgesie große Bedeutung zu.

Zahlreiche Faktoren tragen zur Schmerzentstehung bei Osteoporose bei, schreibt eine Autorengruppe um Dr. Elisabeth Roschke von der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie am Universitätsklinikum Leipzig. Infolge von Frakturen kommt es häufig zu Fehl- und Überbelastungen, was oft noch durch eine Sarkopenie verstärkt wird.

Bei verminderter Knochendichte steigt zudem der pH-Wert im Knochen an, was zur Sensitivierung von Nozizeptoren und der nachfolgenden Sensibilisierung der zentralen Schmerzverarbeitung führt. Das Chronifizierungsrisiko ist aufgrund der multifaktoriellen Schmerzgenese hoch, insbesondere bei zusätzlichen Risikofaktoren wie Depression, dem Meiden angstbesetzter Situationen und der Neigung zur Somatisierung.

Speziell bei chronischen Rückenschmerzen, einem hohen Chronifizierungsrisiko und nach Versagen einer unimodalen Schmerztherapie haben sich multimodale Behandlungskonzepte bewährt, so die Autoren. Erforderlich sind eine ausreichende Therapiebereitschaft beim Patienten und eine gewisse körperliche Leistungsfähigkeit. Relative Kontraindikationen stellen laufende Rentenverfahren und relative Operationsindikationen dar. Bausteine des multimodalen Ansatzes sind Medikamente, nicht-pharmakologische Therapien und eine Reihe supportiver Maßnahmen.

Die Arzneimittelverordnung erfolgt gemäß dem WHO-Stufenschema, wobei bei geriatrischen Patienten mit Blick auf die Medikamentenwahl und -dosierung besondere Vorsicht geboten ist. Bei Opioiden muss die Erhöhung des Sturzrisikos bedacht werden. Komedikationen mit selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmern oder mit Pregabalin sollten beim älteren Patienten nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Die wichtigsten Säulen der nicht-pharmakologischen Behandlung sind Psycho- und Physiotherapie. Bei der Psychotherapie liegt der Fokus auf der Reduktion dysfunktionaler Muster der Schmerzbewältigung und der Stärkung der Motivation zum selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit. Hierzu dienen Elemente aus dem Achtsamkeits- und Entspannungstraining sowie Übungen zur Schmerzreduktion und zur Atem- und Körperwahrnehmung. Einzel- und Gruppengespräche sind gleichermaßen geeignet.

Für die Physiotherapie muss immer ein individueller Übungsplan erstellt werden. Ziele sind der Muskelaufbau, eine verbesserte Koordination sowie das Durchbrechen des Teufelskreises aus Schmerz, Bewegungsvermeidung und muskulärer Atrophie.

Neben der Kräftigung der Rumpf- und Rückenmuskulatur haben sich Tai-Chi, Yoga und verschiedene Entspannungstechniken bewährt. Ein Koordinationstraining zur Sturzprophylaxe und Ergotherapie kann bei geriatrischen Patienten helfen. Von geringem Stellenwert sind passive Maßnahmen wie Akupunktur, Infiltrationstechniken und Massagen.

Mögliche supportive Maßnahmen sind die transkutane elektrische Nervenstimulation, kurz TENS, und die Thermotherapie mit Wärme- und Kälteapplikation. Eine spezielle Patientenschulung zur knochengesunden Ernährung und zur Sturzprophylaxe kann im Rahmen der multimodalen Therapie ebenfalls sinnvoll sein.

Quelle: Roschke E et al. internistische praxis 2024; 67: 457-465