Erdnussbutter trotz Allergie Der regelmäßige Verzehr geringer Mengen könnte mitunter sinnvoll sein

Autor: Maria Weiß

Eliminationsdiät oder doch eher eine orale Immuntherapie mit kontrollierter Einnahme von Erdnüssen? Eliminationsdiät oder doch eher eine orale Immuntherapie mit kontrollierter Einnahme von Erdnüssen? © LumenSt – stock.adobe.com

Erdnüsse zählen zu den häufigsten Auslösern von anaphylaktischen Reaktionen.

Bei Provokationstests entwickelt immerhin fast ein Drittel der positiv Reagierenden auch Symptome der unteren Atemwege, bei 70 % sind mehrere Organsysteme betroffen, berichtete Prof. Dr. Kirsten Beyer, Charité  – Universitätsmedizin Berlin.

Tolerierte Menge kann im Laufe des Lebens schwanken

Die meisten Kinder mit Erdnussallergie haben allerdings eine relativ hohe Allergenschwelle, d. h. es braucht schon eine gewisse Menge, bevor es zu einer Reaktion kommt. Mit zunehmendem Alter sinkt die Schwelle meist und die Betroffenen reagieren auch auf geringere Mengen. Entsprechende Untersuchungen mit mehrfachen Provokationen haben zudem gezeigt, dass die tolerierte Menge keineswegs stabil ist, sondern im Verlauf schwanken kann.

Unabhängig vom Schwellenwert wird heute eine strikte Eliminationsdiät empfohlen. Nachdem man aber zeigen konnte, dass eine orale Immuntherapie mit der kontrollierten Gabe von kleinsten Mengen Erdnuss die tolerierte Dosis steigern kann, ist diese Strategie ins Wanken geraten.

In der TINA*-Studie wird aktuell untersucht, ob Menschen, die erst auf größere Mengen Erdnüsse oder Schalenfrüchte reagieren (≥ 300 mg Protein), mit einer gelockerten Eliminationsdiät möglicherweise besser fahren als mit strikter Allergenkarenz. 90 Kinder und Erwachsene konnten bisher eingeschlossen werden, von denen 46 das Allergen konsequent mieden. Die restlichen 44 sollten zunächst drei- bis siebenmal pro Woche ein Hundertstel der bisherigen individuellen Reaktionsmenge verzehren. Bei guter Toleranz durften sie nach vier Monaten auf ein Fünfzigstel und nach weiteren vier Monaten auf ein Zehntel steigern.

28 von 44 Personen zeigten insgesamt 291-mal eine allergische Reaktion. Sie trat v. a. in den ersten vier Monaten auf und bestand überwiegend (86 %) in subjektiven Symptomen wie oralem Juckreiz. Nur bei 1,7 % kam es zu Reaktionen der unteren Atemwege und in keinem Fall zu kardiovaskulären Symptomen. Eine Adrenalingabe mit dem Autoinjektor erfolgte nur bei einem Erwachsenen, der nach dem Genuss eines Erdnusshirsebällchens (ca. 30 mg Erdnussprotein) ein Quincke-Ödem entwickelte. Somit scheint die gelockerte Eliminationsdiät relativ sicher zu sein. Daten zu einer möglichen Toleranzsteigerung werden mit Spannung erwartet.

* Tolerance Induction through Non-Avoidance

Quelle: Medical-Tribune-Bericht