Diabetikerherzen profitieren von Gewichtsabnahme
Blutzuckersenker und nicht-pharmakologische Strategien schützen Typ-2-Diabetiker vor atherosklerostischen Herz-Kreislauf-Komplikationen. Bei einer Gewichtsabnahme sinkt zusätzlich das Herzinsuffizienzrisiko. Die Wissenschaftler um Olivia R. Ghosh-Swaby von der Western University in London/Ontario hatten bereits 2015 im Rahmen einer Metaanalyse einen mittelgradigen protektiven Effekt verschiedener Diabetestherapien auf die kardiovaskuläre Gesundheit nachgewiesen. Wenngleich es insgesamt eine starke Heterogenität unter den verschiedenen Medikamenten gab: Das Risiko für eine Herzinsuffizienz war damals erhöht.
8 % bis 13 % weniger Herz- Kreislauf-Komplikationen
Mittlerweile liegen die Ergebnisse einer Reihe weiterer großer Untersuchungen vor, darunter auch Studien zu GLP1-Rezeptoragonisten und SGLT2-Hemmern. Daher aktualisierte das Team seinen Datensatz und fasste 30 randomisierte kontrollierte Studien der Jahre 2013 bis 2019 in einer neuen Studie zusammen. Die Analyse umfasste dabei 14 Publikationen aus dem ursprünglichen Datensatz und 16 neue Veröffentlichungen.
Berücksichtigt wurden insgesamt mehr als 225.000 Typ-2-Diabetiker und Risikopersonen im Durchschnittsalter von 63 Jahren. Die durchschnittliche Diabetesdauer betrug rund neun Jahre. Etwa zwei Drittel der Patienten waren mit Atherosklerose vorbelastet. Studien mit weniger als 1000 Teilnehmern sowie solche, an denen Patienten mit einem akuten Herz-Kreislauf-Ereignis teilgenommen hatten, schlossen die Forscher von der Analyse aus.
Die gepoolte Datenanalyse zeigte, dass im Vergleich zur Standardbehandlung oder Placebo die blutzuckersenkenden Therapien das Risiko für Major-Herz-Kreislauf-Komplikationen (Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall) signifikant um 8 % reduzierten. Das Herzinsuffizienzrisiko beeinflussten sie nicht wesentlich.
Die differenzierte Analyse der einzelnen Interventionen zeigte allerdings einen deutlichen protektiven Effekt der mit einer Gewichtsabnahme einhergehenden Interventionen, z.B. eine intensive Lebensstiländerung oder eine Therapie mit GLP1-Rezeptoragonisten bzw. SGLT2-Hemmern.
Das Risiko einer Herzinsuffizienz sinkt
Das Risiko für Major-Ereignisse bei kardiovaskulär vorbelasteten Patienten sank um 13 % und das bei nicht vorbelasteten Patienten um 8 %. Ferner schützte eine Gewichtsabnahme beide Patientenkollektive um 20 % bzw. 16 % vor einer Herzinsuffizienz, wobei das relative Risiko pro Kilogramm Gewichtsreduktion um rund 6 % sank.
Die Metaanalyse bestätigt den ausgedehnten kardiovaskulären Nutzen der gewichtsreduzierenden Diabetesinterventionen, so das Fazit der Experten, die darin eine erhebliche klinische Relevanz sehen. Sowohl kardiovaskulär sowie bezüglich der GLP1-Agonisten und SGLT2-Hemmer auch renal vorbelastete Patienten als auch (noch) nicht vorbelastete Diabetiker können von entsprechenden Therapien profitieren.
Quelle: Ghosh-Swaby OR et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2020; 8: 418-435; DOI: 10.1016/S2213-8587(20)30038-3