Darmkrebs Erhöhte Serum-Lipide mit dem Auftreten von Kolorektalkarzinomen assoziiert
Die Datenlage zum Zusammenhang zwischen Blutfettwerten und dem späteren Auftreten von kolorektalen Karzinomen (CRC) ist bislang unübersichtlich. Hinweise finden sich sowohl zu positiven, negativen als auch fehlenden Assoziationen. Forschende um Zhenpeng Yang, Beijing Shijitan Hospital, Peking, haben daher die Literatur bis Ende 2020 dahingehend noch einmal gezielt durchforstet und die Ergebnisse von 24 prospektiven Studien von mindestens mittlerer Qualität analysiert.
Höhere Triglyzeridwerte steigern das relative Risiko
Ihre Auswertung stützt nun die These, dass hohe Lipidspiegel im Serum mit einem höheren Darmkrebsrisiko vergesellschaftet sind:
- Unter den Personen mit den höchsten Gesamtkonzentrationen an Triglyzeriden lag das relative Risiko (RR) um gut ein Fünftel höher als bei denjenigen mit den niedrigsten Leveln (RR 1,21; 95%-KI 1,09–1,34).
- Ein insgesamt hoher Cholesterinspiegel steigerte die Erkrankungswahrscheinlichkeit um 15 % gegenüber Teilnehmenden mit niedrigen Werten (RR 1,15; 95%-KI 1,08–1,22).
- Positiv wirkte sich dagegen das HDL-Cholesterin aus; dieses senkte der Analyse zufolge die Darmkrebshäufigkeit um 14 % (RR 0,86; 95%-KI 0,77–0,97).
- Für das LDL-Cholesterin fand sich indes kein signifikanter Zusammenhang mit der Inzidenz.
Auch wenn der Auswertung die Daten von über vier Millionen Personen zugrunde lagen – es bleibt noch viel zu klären. So beobachteten die Forschenden die Assoziation mit den Triglyzeriden z.B. nur, wenn nicht zwischen Tumorlokalisationen unterschieden wurde. Der Cholesterinspiegel korrelierte außer mit CRC allgemein nur mit dem Auftreten von Rektum-, nicht aber Kolonkrebs.
Ergebnis unterscheidet sich je nach Subgruppe
Studienparameter wie Anzahl der Krebsfälle in der Kohorte, Dauer des Follow-ups, aber auch Geschlecht oder Studienort spielten eine Rolle. Hohe Triglyzeridwerte bedeuteten demnach nur für Männer einen signifikanten Anstieg der Krebsgefahr, hohe Cholesterinspiegel dagegen lediglich für Frauen. Und während nordamerikanische Studien anders als europäische in der Zusammenschau nicht auf eine Assoziation zwischen dem Gesamtcholesterin bzw. den Triglyzeriden und der Darmkrebsinzidenz hindeuteten, fiel der positive Effekt des HDL-Cholesterins nur in ihnen deutlich aus.
Schwierigkeiten bereiteten v.a. die Unterschiede zwischen den Studien. Zwar änderten sich die Aussagen nicht, wenn Arbeiten, die am stärksten von den übrigen abwichen, aus der Analyse ausgeschlossen wurden. Offen bleibt jedoch, ob die Subgruppenunterschiede real oder der Heterogenität der Studien geschuldet sind. Im Hinblick auf die Frage, ob ein Absenken der Blutfette vor Darmkrebs schützen würde, ist nach Ansicht der Autor:innen noch mehr Forschung notwendig.
Quelle: Yang Z et al. BMJ Open 2022; 12: e052373; DOI: 10.1136/bmjopen-2021-052373