Abnehmdiäten Essen ohne Uhr im Nacken
Hinter dem Begriff des Intervallfastens verbergen sich eine ganze Reihe unterschiedlicher Konzepte. Allen gemeinsam ist, dass nur in einem bestimmten Rhythmus Nahrung aufgenommen wird. Beim alternierenden Fasten etwa wird an jedem zweiten Tag komplett auf Nahrung verzichtet. Weit verbreitet ist das 5:2-Fasten, bei dem man an zwei Tagen pro Woche deutlich weniger oder gar nichts isst. Beim „time-restricted eating“ ist dagegen die tägliche Nahrungsaufnahme auf ein Zeitfenster von 8 bis 10 Stunden beschränkt, bei der 16:8-Methode fastet man täglich 16 Stunden.
Neben dem Verlust an Körpergewicht infolge verminderter Kalorienzufuhr erhoffen sich die Fastenden noch weitere gesundheitliche Effekte durch ihre besondere Ernährungsweise, etwa bessere Blutglukose- und Lipidwerte, ein geringeres Krebsrisiko oder ein verlängertes Leben. Diese Erwartungen nähren sich in erster Linie von den Ergebnissen aus Tierstudien, schreiben Dr. Stefan Kabisch und Anna Sachno, beide von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Doch was bei Würmern, Spinnmilben und Labormäusen funktioniert, lasse sich bekanntlich nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen, stellen die Autoren klar.
Studien zum Ramadanfasten belegen flüchtige Effekte
Aus verschiedenen Beobachtungsstudien zum Ramadanfasten – gewissermaßen eine traditionelle Form des time-restricted eating – weiß man, dass die Effekte der Nahrungspause auf Körpergewicht und -fett, Nüchternglukose und andere Parameter nur von kurzer Dauer sind. Wenige Monate später ist kein Vorteil mehr nachweisbar.
Andere Studien zum periodischen Nahrungsverzicht zeigen ein womöglich unterschätztes Risiko des Intervallfastens auf: Das sogenannte meal skipping, bei dem – meist unfreiwillig und langfristig – Mahlzeiten wie Frühstück oder Abendessen aus Zeitdruck oder wegen Geldnot ausgelassen werden, ist offenbar mit einem erhöhten kardiometabolischen Risiko verbunden. Als Ursache vermuten Wissenschaftler die unzureichende Versorgung mit B-Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen.
Trotz der wachsenden Zahl an Studien zum Thema stehen die Beweise für eine generelle Überlegenheit des Intervallfastens gegenüber etablierten Ernährungsinterventionen noch aus. Aufgrund der vielfältigen Studiendesigns und der verschiedenartigen Fastenkonzepte, die bislang geprüft wurden, sind die Ergebnisse allerdings auch kaum vergleichbar, Metaanalysen lassen sich somit nur schwer erstellen.
Dem gegenüber steht ein punktuell belegtes Schadenspotenzial. Klinische Studien haben nach alternierendem Fasten und 16:8-Fasten einen verstärkten Verlust von Muskelmasse gezeigt, insbesondere und überraschenderweise bei gesunden Personen und kurzer Diätdauer. Das Fazit der Autoren fällt deutlich aus: Intervallfasten sollte gegenwärtig nicht bevorzugt als Abnehmstrategie empfohlen werden, vor allem nicht für gesunde und für ältere Menschen.
Quelle: Kabisch S, Sachno A. internistische praxis 2023; 66: 339-346