Intermittierendes Fasten – vieles spricht dafür

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Man kann z. B. an zwei Tagen pro Woche essenstechnisch kürzer treten, oder aber auch 16-18 Stunden pro Tag verzichten. Man kann z. B. an zwei Tagen pro Woche essenstechnisch kürzer treten, oder aber auch 16-18 Stunden pro Tag verzichten. © Creatus – stock.adobe.com

Drei Mahlzeiten am Tag plus einige Snacks, ggf. auch bis spät in den Abend hinein: So sehen die modernen Ernährungsgewohnheiten aus. Dabei wäre es wohl besser, zwischendurch mal über längere Zeit nichts zu essen.

Die Vorteile des intermittierenden Fastens sind in einer mittlerweile fast unüberschaubaren Zahl von Tier- und Humanstudien dargelegt. Perioden mit Nahrungskarenz verlängern bei Tieren verschiedenster Spezies Lebenszeit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit, langfristig ließen sich in präklinischen Tierversuchen vor allem positive Effekte bei metabolischen und neurodegenerativen Erkrankungen nachweisen.

Bisher durchgeführte klinische Studien waren mit meist nur mehrmonatigen Beobachtungszeiten kürzer als die Tierstudien. Allerdings zeigte sich auch in ihnen meist ein Vorteil durch das Fasten – sei es auf Insulinresistenz, Lipidstoffwechsel, entzündliche Prozesse o.Ä. Übergewicht, Diabetes mellitus und kardio­vaskuläre Erkrankungen sprechen Studien zufolge besonders gut auf intermittierendes Fasten an. Das wurde bislang allerdings vor allem bei übergewichtigen Patienten untersucht.

Besserer Glukosestoffwechsel, weniger Entzündungsprozesse

Interessant erscheint der regelmäßige Essensverzicht auch als supportive Maßnahme bei ausgewählten nicht-kachektischen Krebspatienten. Abgeschlossene Studien z.B. beim Prostatakarzinom zeigen eine sehr gute Adhärenz. Nebenwirkungen traten keine auf. Einigen Fallberichten zufolge verlangsamt intermittierendes Fasten das Wachstum von Glioblastomen. Zurzeit laufen verschiedene Studien bei Patienten mit soliden Tumoren z.B. von Brust, Endometrium oder Darm. Ob die periodische Nahrungskarenz die Rezidivrate senkt, bleibt aber erst einmal offen.

Vermittelt werden die Effekte durch die evolutionär konservierten adaptiven Antworten verschiedener Zelltypen, die das Überleben und die Leistungsfähigkeit des hungernden Organismus sicherstellen sollen. Dazu gehören u.a. Verbesserungen im Glukosemetabolismus und der Stressresistenz sowie eine Herabregulation von Entzündungsprozessen.

Aus letzterem Grund könnten auch Patienten mit entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis von regelmäßigen Fastenperioden profitieren. In Studien führte Intervallfasten bereits innerhalb von zwei Monaten zu einer Linderung der Symptome von Patienten mit multipler Sklerose.

Das intermittierende Fasten lässt sich in der Praxis auf verschiedene Weisen umsetzen. Man kann versuchen, über mehrere Monate das Zeitfenster der täglichen Nahrungsaufnahme sukzessive kleiner werden zu lassen bis eine Karenzzeit von 16–18 Stunden erreicht ist.

Schrittweise vorgehen und Ernährungsberater hinzuziehen

Erprobt ist auch die 5:2-Diät. Das Ziel: fünf Tage pro Woche normal essen, zwei Tage nicht mehr als 500 kcal aufnehmen. Es empfiehlt sich hierbei ein schrittweises Vorgehen, z.B. beginnend mit einem Fas­tentag pro Woche mit rund 1000 kcal. Dann wird die Kalorienaufnahme reduziert und der Anteil der wöchentlichen Fastentage langsam erhöht. Langfris­tig sollte natürlich immer auch ein Ernährungsberater die Patienten im Blick haben. Dadurch wird eine Mangelernährung rechtzeitig erkannt und die Fastenden werden mit Tipps und Wissensvermittlung zum Durchhalten motiviert.

Quelle: de Cabo R, Mattson MP. N Engl J Med 2020; 381: 2541-2553; DOI: 10.1056/NEJMx190038