Demenz mit Ernährungsumstellung und Bewegung aufhalten
Demenzen im späteren Lebensalter beruhen auf dem Zusammenspiel von genetischen und lebensstilbedingten Faktoren. Den größten Nutzen in der Prophylaxe versprechen multimodale Konzepte – idealerweise orientiert am individuellen Risikoprofil, schreibt ein multidisziplinäres Expertenteam. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist der Energiestoffwechsel im Gehirn. Immer wieder kommen Studien mit den verschiedensten Ansatzpunkten zu dem Schluss, dass eine periphere und auch zentrale Insulinresistenz bzw. ein manifester Typ-2-Diabetes das Risiko für kognitive Dysfunktion und Demenz im Alter begünstigen.
Zugrunde liegt in vielen Fällen eine Energie-Mangelversorgung der Gehirnzellen, der möglicherweise durch gezielte Ernährungsumstellung vorgebeugt werden kann. So erfolgt die Energiegewinnung in Gehirnarealen, die Glukose aus verschiedenen Gründen nicht mehr ausreichend gut verwerten können, über die Verstoffwechselung von Ketonkörpern. Solche Ketonmoleküle sind in hypoglykämischen Energiekrisen eine physiologische Energiequelle des ZNS, so die Autoren.
Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend
Gebildet werden Ketonkörper z.B. bei Hunger (Fasten) oder körperlicher Anstrengung in der Leber oder direkt aus freien Fettsäuren der Nahrung. Dieses physiologische „Notstromaggregat“ sichert die Energiebereitstellung vor allem im vulnerablen Gehirn und kann möglicherweise präventiv/therapeutisch genutzt werden. So ergaben Studien sowohl an Gesunden als auch an Patienten mit leichter kognitiver Dysfunktion (MCI) oder leichter Alzheimer-Demenz, dass sich eine verminderte zentrale Energiegewinnung aus Glukose durch mittelkettige Triglyzeride ersetzen und sich bei MCI-Patienten dadurch die Kognition wieder verbessern lässt.
Auch eine ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, wie die in fettem Fisch enthaltenen Eicosapentaen- (EPA) und Docosahexaensäuren (DHA), wird für die Demenzprävention propagiert. EPA und DHA vermindern Inflammationen, beeinflussen die Durchblutung des Gehirns und fördern die „gesunde“ Ketonämie. Außerdem sind Omega-3-Fettsäuren die Basis für die schützende Wirkung von B-Vitaminen, deren Nutzen davon abzuhängen scheint, ob die DHA-Spiegel ausreichend hoch sind.
Ungestörter Schlaf scheint vor kognitivem Verfall zu schützen
Die Verbesserung von metabolischen und vaskulären Faktoren ist vermutlich auch ein wichtiger Mechanismus, über den körperliche Aktivität demenzvorbeugend wirkt. Eine regelmäßige Betätigung der Muskulatur kommt dabei wahrscheinlich vor allem Personen mit Typ-2-Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen sowie einem positiven ApoE4-Gen zugute. Erholsamer Schlaf mit seinem normalisierenden Einfluss unter anderem auf Kortisolspiegel und Entzündung rundet das Demenz-Schutzpaket ab.
Quelle: Gonder U et al. Dtsch Med Wochenschr 2019; 144: 1212-1217; DOI: 10.1055/a-0940-5452